Echtes Johanniskraut – Bestimmen/Erkennen, sammeln und verwenden
Steckbrief, Bilder & Beschreibung der Pflanze sowie ihrer essbaren Teile und deren Nutzen für Ernährung und Gesundheit
Johanniskraut (Hypericum), auch Hartheu genannt, ist eine Pflanzengattung innerhalb der Johanniskrautgewächse (Hypericaceae). Die Gattung umfasst, je nach Autorenauffassung, etwa 450 Arten. Bekannt ist vor allem das medizinisch genutzte Echte Johanniskraut (Hypericum perforatum). Genau dieses wird auf dieser Seite beschrieben. Essbar/essbare Teile! (mit Einschränkungen – da auch leicht giftig)
Informationskategorien zu dieser Wildpflanze
Wildpflanzen-Steckbrief „Echtes Johanniskraut“
Botanischer Name: Hypericum perforatum
Deutscher Name: Echtes Johanniskraut
Familie: Johanniskrautgewächse (Hypericaceae)
Gattung: Johanniskräuter (Hypericum)
Art: Echtes Johanniskraut
Weitere Synonyme/Volksnamen: Echt-Johanniskraut, Gewöhnliches Johanniskraut, Durchlöchertes Johanniskraut, Tüpfel-Johanniskraut, Tüpfel-Hartheu, Durchlöchertes Hartheu;
Hauptblütezeit: Juli bis August;
Blütenfarbe: gelb;
Blütenform/Anzahl: radiärsymmetrische Blüten mit fünf Blütenblättern;
Frucht-/Samenreife: xxx;
Vorkommen: Das Echte Johanniskraut ist die in Europa am weitesten verbreitete Art der Gattung Hypericum und in Europa, Westasien und Nordafrika heimisch. In Ostasien, Nord- und Südamerika und in Australien ist es eingebürgert worden. Man findet es in tiefen bis mittleren Höhenlagen.
Verbreitungsschwerpunkt: Es wächst verbreitet in Gebüschsäumen, an Waldrändern, Wegen und Böschungen, in Magerwiesen und -rasen, in Ginster- und Heidekrautheiden, in Brachen und Waldverlichtungen oder auf Bahnschotter als Pionierpflanze.
Wuchshöhe: ca. 30 cm bis 60 cm;
Typisch: Stängel zweikantig, Blatt durchscheinend punktiert, zerriebene Blüten färben Finger rot.
Sammelgut: Blätter, Triebspitzen, Blüten; Hinweis: Pflanzenteile sind leicht giftig! Kann die Empfindlichkeit gegenüber Sonnenlicht erhöhen und Wirkung von Arzneistoffen schwächen!
Energiereiche Teile: xxx
Inhaltsstoffe: 2–4 % Flavonoide (Hypericin und Hyperforin), Gerbstoffe, ätherisches Öl, Anthocyane;
Nötige Ver-/Bearbeitung: kann roh verwendet werden (Rohkost-Tauglich);
Verwechslungsgefahr: anderen Johanniskräutern.
Bestimmung/Beschreibung der Wildpflanze
Erscheinungsbild: Das Echte Johanniskraut ist eine ausdauernde krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 15 bis 100 Zentimetern erreicht. Sie bildet stark verzweigte Wurzelkriechsprosse und eine spindelförmige, bis zu 50 Zentimeter tief reichende Wurzel. Der aufrechte Stängel ist durchgehend zweikantig und innen markig ausgefüllt (nicht hohl). Dadurch unterscheidet sich das Echte Johanniskraut von anderen Johanniskrautarten. Im oberen Bereich des Stängels ist das Echte Johanniskraut buschig verzweigt.
Blätter: Die gegenständig angeordneten Laubblätter sind mehr oder weniger sitzend. Die einfache Blattspreite ist bei einer Länge von bis zu 3 Zentimetern oval-eiförmig bis länglich-linealisch. Die Blattspreite ist dicht mit durchscheinenden Öldrüsen besetzt. Der Blattrand ist mit schwarzen Drüsen punktiert. Bei den zahlreichen durchscheinenden Punktierungen der Spreite handelt es sich um Gewebslücken, die durch Spaltung oder Auseinanderweichen von Zellwänden entstanden sind und in denen das helle ätherische Öl konzentriert ist.
Blüten: Die Blütezeit reicht von Juni bis August. Der meist reichblütige trugdoldige Blütenstand ist aus Dichasien mit (zur Fruchtzeit gut erkennbaren) Schraubeln zusammengesetzt.
Die zwittrigen Blüten sind radiärsymmetrisch und fünfzählig mit doppelter Blütenhülle. Die fünf Kelchblätter sind bis zu 5 Millimeter lang, länger als der Fruchtknoten, (ei)-lanzettlich, fein grannenartig zugespitzt, mit hellen und schwarzen Drüsen. Die fünf goldgelben Kronblätter sind bis 13 Millimeter lang, nur auf einer Seite gezähnt und am Rande schwarz punktiert. Die Kronblätter enthalten in Gewebslücken das blutrote Hypericin, das beim Zerreiben (am besten mehrere Blütenknospen nehmen) auf den Fingern eine Rotfärbung hinterlässt. Die einzelnen Kronblätter sind aufgrund ihrer gedrehten Knospenlage etwas asymmetrisch, sodass die ganze Blüte in offenem Zustand einem „Windrad“ ähnlich sieht. Die 50 bis 60, manchmal bis 100 Staubblätter umgeben in drei Büscheln angeordnet den Fruchtknoten.
Samen/Frucht: Die Frucht ist eine schmal-eiförmige, bis 10 Millimeter lange, geriefte dreifächrige Spaltkapsel. Die Samen sind bei einer Länge von etwa 1 Millimetern länglich, gebogen und fein netzförmig.
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Heilwirkung & medizinische Nutzung
Bereits in der Antike wurde Johanniskraut als Heilpflanze verwendet. Heute wird es als pflanzliches Arzneimittel zur Behandlung von leichten bis mittelstarken depressiven Verstimmungen oder nervöser Unruhe eingesetzt. Äußerlich werden ölige Zubereitungen angewendet.
Volksmedizinisch wird Johanniskraut als Tee und Tinktur auch bei Menstruationsbeschwerden und pubertätsbedingten Verstimmungen verwendet.
Das Johanniskrautöl („Rotöl, Johannisöl“, Oleum Hyperici) wird als Einreibemittel bei Hexenschuss, Gicht, Rheuma, zur Schmerzlinderung und Wundheilung nach Verrenkungen und Verstauchungen, bei Blutergüssen und Gürtelrose verwendet, kann aber auch innerlich angewandt werden. Auch werden Sonnenbrand und Verbrennungen gelindert. Das Johanniskrautöl gilt als nicht reizendes, „kaltes Öl“. Man gewinnt es, indem man Johanniskrautblüten zwei Monate lang in kaltgepresstes Oliven- oder Sonnenblumenöl einlegt, gelegentlich kräftig schüttelt und in der Sonne stehen lässt. Diesen Vorgang nennt man Mazeration.
Mit einem Ansatzschnaps aus Blüten und Kraut werden Einschlafstörungen und innere Unruhe behandelt.
Gesicherte Wirksamkeit (Innerliche Anwendungen):
- depressive Verstimmungszustände und mittelschwere Depression
- psychovegetative Störungen (funktionelle Organbeschwerden)
- Verdauungsbeschwerden (ölige Johanniskrautzubereitungen)
Nebenwirkungen und Gegenanzeigen
Johanniskraut kann die Wirkung von Medikamenten/Arzneistoffen schwächen!
Johanniskraut kann die Empfindlichkeit gegenüber Sonnenlicht erhöhen!
Zusätzliche Hinweise
Beim Einsatz in Schwangerschaft und Stillzeit ist Vorsicht geboten.
Kinder unter 12 Jahren, Schwangere und Stillende sollten Johanniskraut nur nach Rücksprache mit dem Arzt einnehmen.
Hier findest du einen – ausführlichen und gut recherchierten Artikel – über die Wirkung von Johanniskraut.
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Essbarkeit & Verwendung in der Küche
Hinweise: Beim Einsatz in Schwangerschaft und Stillzeit ist Vorsicht geboten. Johanniskraut kann die Wirkung von Medikamenten/Arzneistoffen schwächen! Johanniskraut kann die Empfindlichkeit gegenüber Sonnenlicht erhöhen! Pflanzenteile leicht giftig – auf Menge / Häufigkeit der Verwendung achten!
Wurzeln: xxx
Blätter und Triebspitzen: Blätter werden (von April bis Juni) als Würze für Tee, Bitterlikör, Kräuterwein, Schnaps und Bier verwendet. Triebspitzen und junge Blätter (März bis Mai) dienen als Beigabe für Salate, Suppen, Eiergerichten, Eintöpfe und Kräuteraufstriche.
Blütenstängel: xxx
Blüten: Sie eigenen sich als essbare Dekoration und zum einfärben von Gemüse und Speiseöl. Die Blüten geben nämlich, wenn sie eingelegt, gekocht oder zerdrückt werden, eine färbende, blutrote Flüssigkeit ab.
Samen: xxx
Geschmack: herb-aromatisch, ähnlich wie Schwarztee. Blüten sind zart süßlich.
Tauglichkeit für Grüne-Smoothies: Die Pflanze ist leicht giftig / medizinisch wirksam und sollte deshalb nicht über das Würzmaß hinaus in den Smoothie. So eingesetzt kann sie jedoch, gepaart mit neutralem Grün (z.B.: mit den fast immer verfügbaren Grün von Brennnessel, Labkraut oder Vogelmiere), ein sehr interessantes Smoothie-Erlebnis bieten. Beachte: Wenn Blütentriebe verwendet/erwischt werden kann Harn/Stuhl rötliche Färbung annehmen.
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Geschichtliches zu dieser Wildpflanze
Johanniskraut-Zubereitungen sind auch vereinzelt in Nahrungsergänzungsmitteln zu finden: dort als Johanniskrautöl („Rotöl“), dem allerdings die innerlichen arzneilichen Wirkungen nicht zugeschrieben werden dürfen.
Ende der 1990er Jahre wurde festgestellt, dass Johanniskraut zu einem verstärkten Abbau von anderen Wirkstoffen führt. Deshalb wurde das zuvor frei erhältliche Johanniskraut 2003 der Apothekenpflicht unterstellt.
Aufgrund der Verwendung als Heilpflanze wird das Echte Johanniskraut landwirtschaftlich angebaut. Gleichzeitig gilt es im übrigen landwirtschaftlichen Anbau als „Unkraut“ und Weideunkraut.
Videobeitrag zu „Echtes Johanniskraut“
Auf dem Kanal von pflanzen-vielfalt.NET findest du noch mehr Bestimmungsvideos für das Echte Johanniskraut. Mit Hilfe von kurzen Videos kannst du diese Wildpflanze über ihren gesamten Lebenszyklus kennen lernen. Im YouTube-Kanal findest du außerdem Videos, die die Bestimmung von vielen weiteren heimischen (essbaren) Wildkräutern, Bäumen und Sträuchern erleichtern.
Quellen und weitere Informationen
- Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen – von Steffen Guido Fleischhauer
- Essbare Wildpflanzen – 200 (essbare & gifte) Arten bestimmen und verwenden
- de.wikipedia.org – voll mit Wildkräuter & Wildpflanzen-Wissen
- www.biolib.de (Illustrationen von Wildkräutern und anderen Pflanzen)
- www.floraweb.de – Botanikseite vom Bundesamt für Naturschutz (BfN)
- viele weiter Webseiten & Bücher/Büchlein über essbare/giftige Wildpflanzen
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