Raps

Raps (Brassica napus)
Raps (Brassica napus)

Raps – Erkennen und Nutzen

Steckbrief, Bilder & Beschreibung der Ackerpflanze/Feldfrucht (bzw. Zwischenfrucht) sowie ihr Nutzen für Ernährung und Gesundheit

Raps (Brassica napus) ist eine Pflanzenart aus der Familie der Kreuzblütengewächse (Brassicaceae). Es ist eine wirtschaftlich bedeutende Nutzpflanze. Genutzt werden die Samen vor allem zur Gewinnung von Rapsöl und dem Koppelprodukt Rapskuchen.

Gelbblühende Felder im Spätsommer und Herbst werden auch oft für Rapsbestände gehalten, allerdings handelt es sich in diesem Zeitraum fast immer um den gleichfalls zu den Kreuzblütlern gehörenden Weißen Senf, der in Mitteleuropa zur Gründüngung angebaut wird.

Bilder & Fotos “Raps”

Ackerpflanzen, Feld- & Zwischenfrüchte bestimmen mit Fotos (©) von pflanzen-vielfalt.NET. Die folgenden Bilder/Fotos zeigen dir die Pflanze im Jahres- bzw. Lebensverlauf und ermöglichen eine Bestimmung über den gesamten Zeitraum.

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Bestimmung/Beschreibung der Ackerpflanze

Erscheinungsbild/Eigenschaften: Raps ist eine ein- oder zweijährige, krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von 30 bis 150 Zentimeter. Es kann eine fleischige Pfahlwurzel ausgebildet werden. Der aufrechte Stängel ist im oberen Bereich verzweigt. Die oberirdischen Pflanzenteile sind gelegentlich an der Nervatur und den Blatträndern sehr schwach grau bewimpert, meist aber vollständig kahl oder am Ansatz schwach behaart.

Blätter: Die grundständigen am unteren Bereich des Stängels stehenden Laubblätter bestehen aus einem bis zu 15 Zentimeter langen Blattstiel und einer Blattspreite, die bei einer Länge von 5 bis 25 (selten bis zu 40) Zentimeter sowie einer Breite von 2 bis 7 (selten bis zu 10) Zentimeter im Umriss eiförmig, länglich-rund bis lanzettlich, fiederteilig gelappt oder leierförmig, manchmal ungeteilt ist. Der Endlappen ist eiförmig und am Rand gezähnt, gewellt oder ganzrandig. Je Seite der Mittelrippe stehen ein bis sechs seitliche Blattlappen, deutlich kleiner als der Endlappen, gelegentlich fehlend und ebenfalls am Rand gezähnt, gewellt oder ganzrandig. Die oben am Stängel stehenden Blätter sind ungestielt mit einer Blattspreite, die bei einer Länge von bis zu 8 Zentimeter sowie einer Breite von bis zu 3,5 Zentimeter lanzettlich, eiförmig oder länglich, ihre ohrförmige Spreitenbasis umschließt den Stängel und der Blattrand ist glatt oder gewellt.

Blütenstand/Blüte: Witterungsabhängig beträgt die Blühdauer eines Exemplares etwa drei bis fünf Wochen, eine einzelne Blüte ist aber bereits nach ein bis zwei Tagen verblüht. 20 bis 60 Blüten stehen in einem endständigen, traubigen Blütenstand zusammen.

Die zwittrigen Blüten sind vierzählig. Die vier aufsteigenden oder selten fast aufrechten Kelchblätter sind bei einer Länge von 5 bis 10 Millimeter und einer Breite von 1,5 bis 2,5 Millimeter länglich. Die vier leuchtend- bis blassgelben Kronblätter sind bei einer Länge von meist 1 bis 1,6 (0,9 bis 1,8) Zentimeter sowie einer Breite von meist 6 bis 9 (5 bis 10) Millimeter, breit verkehrt-eiförmig mit gerundetem oberen Ende und einem 5 bis 9 Millimeter langen Nagel. Es sind sechs Staubblätter vorhanden. Die Staubfäden sind (selten bis 5) meist 7 bis 10 Millimeter lang und die 1,5 bis 2,5 Millimeter langen Staubbeutel sind länglich. Der Fruchtknoten ist langgestreckt mit kurzem bis kaum erkennbarem Griffel und kopfiger Narbe. Es kommt sowohl Selbstbefruchtung innerhalb der Blüte als auch Fremdbefruchtung durch Bienen vor.

Früchte/Samen: Der sparrige oder aufsteigende, gerade Fruchtstiel ist meist 1,2 bis 2,3 (1 bis 3) Zentimeter lang. Die ungestielte Schote ist bei einer Länge von 5 bis 9,5 (3,5 bis 11) Zentimetern und einem Durchmesser von 3,5 bis 5 Millimetern linealisch, zylindrisch bis schwach vierkantig und enthält zwölf bis zwanzig Samen. Die dunkelbraunen bis schwärzlichen runden Samen sind bei einem Durchmesser von 1,5 bis 2,5 (1,2 bis 3) Millimeter kugelig mit fein genetzter Oberfläche.

Anbau der Ackerpflanze/Feldfrucht

In Mitteleuropa wird überwiegend Winterraps angebaut. Die Aussaat erfolgt im Herbst, die Ernte im darauf folgenden Frühsommer. In Kanada, dem weltweit größten Raps-Erzeugerland, überwiegt dagegen Sommerraps.

In Deutschland wird bei Winterraps ein Saattermin in der zweiten Augusthälfte angestrebt. Eine Aussaat bis in die erste Septemberwoche ist möglich. Angestrebt wird, dass die Pflanzen in einem kräftigen Rosettenstadium in den Winter gehen, jedoch noch keine verlängerte Sprossachse bilden.

Raps erfordert ein optimales Saatbett mit leicht verfestigtem Saatablagehorizont (die Bodentiefe, in der das Saatgut abgelegt wird) und flacher, lockerer Oberfläche. 35–70 Körner Winterraps pro Quadratmeter werden mit zwei bis drei Zentimetern Ablagetiefe flach gesät. Bei Hybriden liegt die Aussaatmenge etwas niedriger als bei Liniensorten. Üblich sind Reihenabstände von etwa 13 bis 26 cm. Zur Anwendung kommt sowohl die Drillsaat als auch die exaktere, aber aufwendigere Einzelkornsaat.

Die Rapspflanze stellt hohe Ansprüche an die Nährstoffversorgung. Verglichen mit Getreide ist bei Raps unter den Hauptnährstoffen vor allem der Bedarf an Stickstoff, Kalium und Schwefel hoch. Unter den Mikronährstoffversorgung benötigt Raps besonders viel Bor, Mangan und Molybdän.

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Nutzung der Ackerpflanze/Feldfrucht

Aus der Rapssaat, dem wirtschaftlich genutzten Pflanzenteil, wird in erster Linie Rapsöl gewonnen, das als Speiseöl und Futtermittel, aber auch als Biokraftstoff genutzt wird. Weiter wird Rapsöl in der chemischen und pharmazeutischen Industrie verwendet und dient als Grundstoff für Materialien wie Farben, Bio-Kunststoffe, Kaltschaum, Weichmacher, Tenside und biogene Schmierstoffe.

Als Koppelprodukte der Rapsölgewinnung in Ölmühlen fallen je nach Verarbeitungsmethode rund zwei Drittel der Rapssaatmasse in Form von Rapskuchen, Rapsexpeller oder Rapsextraktionsschrot an. Diese Produkte finden vor allem als eiweißreiches Tierfutter Verwendung und können Importe von Soja teilweise ersetzen. Glycerin, das als Nebenprodukt der Weiterverarbeitung von Rapsöl zu Biodiesel anfällt, findet ebenfalls Verwendung in der Futtermittelindustrie, zunehmend aber auch in der chemischen Industrie sowie als Bioenergieträger.

Das bei der Ernte anfallende Rapsstroh verbleibt in der Regel als Humus- und Nährstofflieferant auf dem Acker, kann aber auch energetisch genutzt werden.

Für die Imkerei haben Rapsfelder große Bedeutung. Rapsblüten sind unter anderem in Deutschland eine der wichtigsten und ergiebigsten Nektarquellen für Honigbienen, eine Rapsblüte produziert in 24 Stunden Nektar mit einem Gesamtzuckergehalt von 0,4 bis 2,1 mg. Ein Hektar Raps kann in einer Blühsaison eine Honigernte von bis zu 494 kg einbringen. Aufgrund des großflächigen Anbaues ist der fein und schmalzartig kandierende Rapshonig zugleich leicht als sortenreiner Honig zu ernten.

Rapsblätter und Stängel einiger Varietäten sind essbar und werden hauptsächlich in der asiatischen und afrikanischen Küche als Gemüse verwendet.

Geschichte & Entwicklung

Raps wird schon seit Jahrhunderten wegen des hohen Ölgehaltes seiner Samenkörner kultiviert. Die Rapspflanze war schon den Römern bekannt. Ursprünglich stammt der Raps aus dem östlichen Mittelmeerraum und wurde zur Gewinnung von Speise- und vor allem Lampenöl verwendet.

In Indien gibt es für eine Verwendung Hinweise bereits um 2000 v. Chr., in Mitteleuropa wird er erst seit dem 14. Jahrhundert angebaut. Ab dem 17. Jahrhundert findet der Anbau im größeren Stil statt. Im nordwestlichen Deutschland und in den Niederlanden war Raps im 16. und 17. Jahrhundert die wichtigste Ölfrucht. In der Mitte und im Osten Deutschlands dagegen herrschten die eng verwandten Rübsen vor. Zunächst lieferte Raps vorwiegend Brennstoff für Öllampen. Im frühen 19. Jahrhundert stieg der Rapsanbau an, weil sich der Gebrauch des Öls als Beleuchtungs- und Nahrungsmittel zunehmend durchsetzte. Als Speiseöl wurde Rapsöl unter anderem wegen seines bitteren Geschmacks, der auf einen hohen Gehalt an Erucasäure zurückzuführen war, nur eingeschränkt verwendet. Allenfalls in Hungerzeiten kam Rapsöl vermehrt auch als Nahrungsmittel auf den Tisch. So brach der Rapsanbau in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts stark ein, als preiswerte Erdölimporte und tropische und subtropische Speiseöle auf den Markt kamen.

In beiden Weltkriegen wurde in Deutschland der Rapsanbau forciert, um sich aus der Abhängigkeit von Fett- und Öleinfuhren zu lösen. Vor allem Margarine wurde aus heimischem Rapsöl hergestellt. Als Speiseöl nur bedingt tauglich, als Futtermittel ungeeignet, blieb Rapsöl hauptsächlich auf die Verwertung technischer Öle beschränkt (Brennstoff für Öllampen, Schmiermittel für (Dampf)Maschinen, Grundstoff für die Seifenherstellung). Dies änderte sich ab etwa Mitte der 1970er Jahre. Es kamen Neuzüchtungen mit zwei neuen Merkmalen auf den Markt: Das Öl aus diesem 00-Raps („Doppel-Null“) enthielt nur noch geringe Mengen der bitter schmeckenden Erucasäure und war nahezu frei von Senfölglykosiden. Diese giftigen Stoffe hatten bis dahin eine Verwendung als Lebensmittel bzw. als Tierfutter weitgehend ausgeschlossen.

Nachdem durch die Neuzüchtungen zunächst die Verwertung als ernährungsphysiologisch wertvolles Speiseöl sowie als Rohstoff für Speisefette in den Mittelpunkt gestellt worden war, ist Rapssaat zunehmend auch als nachwachsender Rohstoff genutzt worden.

Zusatzinformationen & Wissenswertes

Bis zu den 1970er Jahren konnte man Raps kaum als Lebens- und Futtermittel verwenden; denn er enthielt erhebliche Mengen der einfach ungesättigten Erucasäure und an Glucosinolaten. Erucasäure macht mehr als die Hälfte der Fettsäure herkömmlicher Rapssorten aus, sie verursacht Organschäden und Herzprobleme bei Menschen und Säugetieren. Wegen der Glucosinolate durften Raps-Pressrückstände nur zu geringen Anteilen im Tierfutter sein. Wegen des intensiven Kohlgeruchs fraßen die Tiere weniger, zudem verändern Glucosinolate die Schilddrüse. Außerdem entstanden im Pressrückstand Senföle, die beim Tier Verdauungsstörungen hervorrufen, Hühnereier erhalten einen Fischgeschmack. Seit 1974 wurden unter der Bezeichnung Null-Raps (0-Raps) praktisch erucasäurefreie (weniger als 2 Prozent im Öl) und damit für die menschliche Ernährung geeignete Raps-Genotypen entwickelt, deren Saat einen höheren Anteil der besser verträglichen Öl- und Linolensäure enthält.

Raps ist nicht selbstverträglich, das heißt, dass man nach dem Anbau das Feld zwei bis drei Jahre nicht mehr mit Raps bepflanzen soll, um ein vermehrtes Auftreten spezifischer Pflanzenkrankheiten und -schädlinge zu vermeiden. Raps kann daher einen Anteil von höchstens 25 bis 33 Prozent in der Fruchtfolge einnehmen, um Mindererträge beziehungsweise verstärkten Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zu vermeiden. Auch vor dem Anbau verwandter Kulturpflanzen nach Raps sind Anbaupausen nötig, so bei Beta-Rüben wegen Rübennematoden sowie bei Kohl- und Stoppelrüben wegen Kohlhernie.

Videobeitrag zu “Raps”

Raps (Brassica napus)
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Quellen und weitere Informationen

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