Schlehdorn – Bestimmen/Erkennen, sammeln und verwenden
Steckbrief, Bilder & Beschreibung des Baumes/Strauches sowie seiner essbaren Teile und deren Nutzen für Ernährung und Gesundheit
Der Schlehdorn (Prunus spinosa) ist eine Pflanzenart aus der Gattung Prunus (die mehr als 200 Arten von Bäumen und Sträuchern umfasst). Der Name der Schlehe ist wohl auf die Farbe ihrer Frucht zurückzuführen und leitet sich von dem indogermanischen Wort (S)li ab, was „bläulich“ bedeutet. Auf dieser Seite wird der Schlehdorn (die Schlehe) näher beschrieben. Essbar/essbare Teile!
Informationskategorien zu diesem Baum/Strauch
Baum-Steckbrief „Schlehdorn/Schlehe“
Botanischer Name: Prunus spinosa
Deutscher Name: Schlehdorn
Familie: Rosengewächse (Rosaceae)
Gattung: Prunus
Art: Schlehdorn
Weitere Synonyme/Volksnamen: Schlehendorn, Schlehe, Heckendorn, Schwarzdorn, Deutsche Akazie;
Blätter: Kurz gestielt, 3-6 cm lang und bis 2 cm breit. Oberseits matt dunkelgrün, unterseits anfangs flaumhaarig, später kahl und mittelgrün. Blattspreite am Grund mit Nektardrüsen.
Blüten & Blütenfarbe: Blüten zu 1-3, weiß, überall am Strauch an Kurztrieben und lange vor dem Laubaustrieb, besonders auffälliger und prächtiger Blühaspekt.
Hauptblütezeit: März bis April;
Früchte/Samen: Steinfrüchte kugelig, ca. 1-1,5 cm dick, schwärzlich aber meist blau bereift, kurz gestielt, von sehr herbem Geschmack.
Fruchtreife/Erntezeit: September/Oktober;
Vorkommen: Die Heimat des Schlehdorns erstreckt sich über Europa, Vorderasien bis zum Kaukasus und Nordafrika. In Nordamerika und Neuseeland gilt er als eingebürgert. Im hohen Norden und auf Island sind keine Bestände belegt.
Verbreitungsschwerpunkt: Der Schlehdorn bevorzugt sonnige Standorte an Weg- und Waldrändern und felsigen Hängen oder in Gebüschen, bei eher kalkhaltigen, oft auch steinigen Böden. Als Heckenpflanze ist er weit verbreitet.
Wuchsform: sommergrüner, mittelgroßer Strauch;
Wuchshöhe: bis 4 Meter (selten bis 6 Meter);
Typisch: Sommergrüner, sehr dichtästiger und sparrig verzweigter Wildstrauch, mit bis zu 5 cm langen, Kurztriebdornen.
Rinde/Borke: sie erscheint fast schwarz;
Alter: ca 40 Jahre, Einzelexemplare bis 60 Jahre;
Sammelgut: Blüten, Blätter, Früchte;
Energiereiche Teile: xxx
Inhaltsstoffe: In den Blüten: Flavonoide, Spuren von Blausäureglykosiden. In den Früchten: Anthocyane, Gerbstoffe, Zucker, Vitamin C, Fruchtsäuren.
Prozessierung: Früchte am mildesten nach dem ersten Frost. Kann jedoch auch roh verwendet werden.
Verwechslungsgefahr: xxx
Bestimmung/Beschreibung des Baumes
Erscheinungsbild/Eigenschaften: Der sommergrüne, sparrige und sehr dornenreiche Schlehdorn wächst als Strauch oder als kleiner, oft mehrstämmiger Baum, der bis zu 40 Jahre alt werden kann (Einzelexemplar bis 60 Jahre). Er erreicht gewöhnlich Wuchshöhen von 3 Meter. In seltenen Fällen können auch Exemplare bis 6 m Höhe beobachtet werden. Da die zahlreichen Kurztriebe beinahe im 90°-Winkel von den Langtrieben abstehen, zeigt die Schlehe ein typisch stark verästeltes Erscheinungsbild. Flach verzweigte, bizarre Krüppelformen entstehen durch Wildverbiss oder auch dauerhaft starke Winde.
Die flachwurzelnde Schlehe besitzt eine sehr dunkle, schwärzliche Rinde, die im fortgeschrittenen Alter in schmale Streifen zerreißt. Die Rinde der Triebe ist rotbraun gefärbt und filzig bis fein behaart, später verkahlen sie. Die Zweige zeigen eine rundliche bis kantige Form und sind mit zahlreichen Kurztrieben besetzt. Die Kurztriebe bilden Dornen aus, die im botanischen Sinne umgewandelte Seitentriebe sind und als eine Anpassungsleistung an Trockenheit gedeutet werden.
Blätter: Die Laubblätter des Schlehdorns stehen an 2 bis 10 Millimeter langen Blattstielen, die leicht behaart sein können, jedoch meist drüsenlos sind. Die Blätter sind wechselständig und häufig büschelig-spiralig angeordnet. Sie fühlen sich relativ weich an. Die Blattspreite entwickelt eine Länge von 2 bis 5 Zentimeter und eine Breite zwischen 1 und 2 Zentimeter. Sie bildet eine verkehrt-eiförmige Form aus, die sich zum Blattgrund hin keilförmig verschmälert und in einer spitzen bis stumpfen Blattspitze ausläuft. Der Blattrand weist eine doppelte, feine Zähnung auf. Junge Blätter bilden an ihrer Blattunterseite zunächst eine flaumige Behaarung aus, verkahlen in der Folge und zeigen dann eine mittelgrüne Färbung. Die Blattoberseite ist unbehaart und von dunkelgrüner Farbe. Linealische, am Rand gezähnte Nebenblätter überragen gewöhnlich den Blattstiel.
Blüten: Die weißen Blüten des Schlehdorns erscheinen im März und April – lange vor dem Laubaustrieb. Dadurch lässt sich die Schlehe in diesem Zeitraum leicht vom Weißdorn unterscheiden, dessen Blüten erst nach den Blättern gebildet werden. Die an kurzen, starr abstehenden, meist kahlen Blütenstielen stehenden Blüten sind radiärsymmetrisch, fünfzählig und zwittrig. Ihr Durchmesser beträgt etwa 1,5 cm. Sie bilden sich an den verdornten Kurztrieben und stehen dort sehr dicht einzeln oder zu je zwei aneinander. Charakteristisch ist ihr leichter Mandelduft.
Früchte/Samen: An einem aufrechten Fruchtstiel entwickelt sich eine kugelige bis schwach ellipsoide, gefurchte Steinfrucht mit einem Durchmesser von 6 bis 18 mm. Sie ist blauschwarz bereift, eine Behaarung wird nicht ausgebildet. Das grüne Fruchtfleisch löst sich nicht vom Steinkern. Der mehr oder weniger doppelspitzige Steinkern besitzt eine kugelig- bis linsenförmige Gestalt. Das Fruchtfleisch ist zunächst sehr sauer und herb – erst nach Frosteinwirkung wird es schmackhafter. Die Fruchtreife erfolgt ab Oktober bis November.
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Heilwirkung & medizinische Nutzung
Die Blüten, Rinde und Früchte wirken adstringierend (zusammenziehend), harntreibend, schwach abführend, fiebersenkend, magenstärkend und entzündungshemmend. Ein Blütenaufguss wird besonders bei Kindern bei Durchfallerkrankungen, bei Blasen- und Nierenproblemen und Magenbeschwerden eingesetzt. Schlehenelixier gilt als geeignetes Stärkungsmittel nach Infektionskrankheiten.
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Essbarkeit & Verwendung in der Küche
Blätter: Zarte Blätter (etwa bis Mai) können frisch wie getrocknet als Brat- & Kochgewürz genutzt werden. Sie können auch das ganze Jahr über (frisch oder getrocknet) als Tee verwendet werden.
Blüten: Sie können als essbare Dekoration genutzt werden, oder aber, mit Zuckerwasser benetzt und anschließend getrocknet, als kandierte Nascherei erfreuen.
Früchte: In unreifem Zustand kann das Steinobst z. B. wie Oliven eingelegt werden, reif wird es beispielsweise zur Herstellung von Fruchtsaft und Obstwein sowie Marmelade und als Zusatz zu Likör (Schlehenlikör bzw. „Sloe Gin“, „Schlehenfeuer“), „Schlehenbrand“ oder „Schlehengeist“ verwendet. Die Schlehenfrüchte reifen ab etwa September, werden zumeist aber nach dem ersten Frost am Strauch geerntet. Durch Frosteinwirkung (Naturfrost oder Tiefkühlkälte) wird ein Teil der bitter schmeckenden und adstringierend wirkenden Gerbstoffe in den Früchten enzymatisch abgebaut.
Geschmack: Die Früchte schmecken sauer, adstringierend.
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Eigenschaften & Verwendung des Holzes
Das zerstreutporige, leicht glänzende Holz der Schlehe zeichnet sich durch große Härte aus. Es besitzt einen rötlichen Splint und einen braunroten Kern. Es wird zum Schnitzen und zur Herstellung von Peitschenstielen und Spazierstöcken verwendet.
Geschichtliches zu diesem Baum
Von den Früchten des Schlehdorns ernähren sich etwa 20 Vogelarten, darunter auch Meisen und Grasmücken. Schlehenhecken bieten speziell Strauchbrütern einen idealen Lebensraum. Diesen nutzt zum Beispiel der selten auftretende Neuntöter. Er spießt an den Dornen der Schlehe seine Beutetiere wie Insekten oder Mäuse auf.
Der Schlehdorn gehört zu den Wurzelkriechpionieren. Die weit streichenden Wurzeln treiben Schösslinge, so dass sich oftmals dichte Schlehenhecken bilden. Wenn er einmal etabliert ist, können durch die Wurzelbrut undurchdringliche Gestrüppe entstehen. Auf Pionierstandorten, wie zum Beispiel Trockenhängen, verdrängt er schnell die dort angesiedelte krautige Vegetation. Ökologisch betrachtet stellt der Schlehdorn für die Erhaltung solch wertvoller und geschützter Biotope eine Problemart dar.
Bereits in der Steinzeit wurden in Mitteleuropa Schlehenfrüchte gesammelt. Hiervon zeugen Pflanzenreste in Kugelamphoren-Keramik oder Abdrücke der Kerne an neolithischen Tongefäßen.
Im Mittelalter wurde aus der Rinde Tinte gewonnen. Dazu musste die Rinde von den Zweigen geklopft und in Wasser eingelegt werden. Nach drei Tagen wurde das Wasser abgegossen, aufgekocht und erneut über die Rinde gegossen. Dieser Vorgang wurde solange wiederholt, bis die Rinde vollkommen ausgelaugt und alle farbgebenden Substanzen gelöst waren. Danach wurde die Flüssigkeit mit Wein versetzt und eingekocht.
Videobeitrag zu „Schlehdorn/Schlehe“
Im YouTube-Kanal von pflanzen-vielfalt.NET findest du viele weitere Bestimmungsvideos für den Schlehdorn. Mit Hilfe von kurzen Videos kannst diesen Baum/Strauch über seinen gesamten Lebenszyklus kennen lernen. Außerdem findest du im Kanal Videos, die die Bestimmung von vielen weiteren heimischen (essbaren) Wildkräutern, Bäumen und Sträuchern erleichtern.
Quellen und weitere Informationen
- Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen – von Steffen Guido Fleischhauer
- Essbare Wildpflanzen – 200 Arten bestimmen und verwenden
- Kosmos-Baumführer – 370 Bäume und Sträucher (Mitteleuropa)
- de.wikipedia.org – voll mit Baum & Strauch-Wissen
- www.biolib.de (Illustrationen von Bäumen & Sträuchern)
- www.baumkunde.de – Baumarten Datenbank
- www.floraweb.de – Botanikseite vom Bundesamt für Naturschutz (BfN)
- viele weiter Webseiten & Bücher/Büchlein über Bäume und Sträucher
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