Gemeiner Hohlzahn – Bestimmen/Erkennen, sammeln und verwenden
Steckbrief, Bilder & Beschreibung der Pflanze sowie ihrer essbaren Teile und deren Nutzen für Ernährung und Gesundheit
Der Hohlzahn (Galeopsis) ist eine Pflanzengattung in der Familie der Lippenblütengewächse (Lamiaceae). Die etwa zehn Arten sind hauptsächlich in Eurasien verbreitet. Auf dieser Seite wird stellvertretend der „Gemeine Hohlzahn“ beschrieben. 👉 Hinweis: Manche Hohlzahnarten sind regional im Bestand gefährdet. Essbar/essbare Teile!
Informationskategorien zu dieser Wildpflanze
Wildpflanzen-Steckbrief „Gemeiner Hohlzahn“
Botanischer Name: Galeopsis tetrahit
Deutscher Name: Gemeiner Hohlzahn
Familie: Lippenblütler (Lamiaceae)
Gattung: Hohlzahn (Galeopsis)
Art: Gemeiner Hohlzahn
Weitere Synonyme/Volksnamen: Dorn-Hohlzahn, Gewöhnlicher Hohlzahn, Stechender Hohlzahn, Stacheliger Hohlzahn, Hanfnessel;
Hauptblütezeit: Juni bis Oktober;
Blütenfarbe: Rosa bis purpurn (selten ganz weiß);
Blütenform/Anzahl: ca. sechs bis fünfzehn lange Lippenblüten stehen quirlig in den oberen Blattachseln;
Frucht-/Samenreife: Herbst;
Vorkommen: Der Gewöhnliche Hohlzahn ist weit verbreitet und häufig. Ursprünglich kam er im gemäßigten und meridionalen Eurasien vor. Er ist in Nordamerika ein Neophyt, wo er noch in Ausbreitung begriffen ist.
Verbreitungsschwerpunkt: In Mitteleuropa findet man den Gemeinen Hohlzahn verbreitet in Unkrautgesellschaften auf Äckern, in Waldschlägen, an Wegen und Zäunen, an Schuttplätzen, vor allem in montanen Lagen. Er liebt stickstoffreichen, basischen oder leicht sauren, ja torfigen Boden.
Wuchshöhe: ca. 20 cm bis 70 cm;
Typisch: Stängel unter dem Blattansatz deutlich verdickt, Blätter kaum behaart, Kelchzähne stachelig begrannt.
Sammelgut/essbare Teile: Blätter, Blüten, Samen, Wurzel;
Energiereiche Teile: Samen;
Inhaltsstoffe: Kieselsäure, Saponine, Gerb- und Bitterstoffe;
Nötige Ver-/Bearbeitung: kann roh verwendet werden (Rohkost-Tauglich);
Verwechslungsgefahr: mit anderen Hohlzahn-Arten, besonders mit dem Weichhaarigen Hohlzahn. Seine Blüten sind größer und stehen weiter aus dem Kelch heraus, die Stängel sind eher weichhaarig behaart (statt steifborstig).
Bestimmung/Beschreibung der Wildpflanze
Erscheinungsbild: Der Gewöhnliche Hohlzahn ist eine einjährige krautige Pflanze, die meist Wuchshöhen von 20 bis 30, selten bis 70 Zentimetern erreicht. Der Stängel ist an den Blattknoten stark verdickt und borstig bis stachelig behaart.
Blüten: Die Blüten erscheinen in Scheinquirlen aus den oberen Blattachseln. Die typischen Lippenblüten sind flaumig behaart und können weißlich, rosa, purpur oder violett gefärbt sein. Sie bestehen aus einer gewölbten Oberlippe und einer drei-geteilten Unterlippe, wobei der Mittelteil nahezu viereckig und zum Schlund hin mit einem gelblichen Mal sowie zwei hohlen Höckern (Zähnen) versehen ist. Der Blütenkelch ist stachelig-borstig behaart. Die Bestäubung erfolgt durch Insekten wie z.B. Hummeln oder durch die Pflanze selbst.
Blatt/Blätter: Die Blätter sind eiförmig und am Rand gezähnt. Sie sitzen am Stängel einander gegenüber (gegenständig).
Früchte/Samen: Die Pflanze bildet kleine, einsamige, nussähnliche Teilfrüchte (Klausen). Sie sitzen immer zu viert im Kelch der Blüte.
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Heilwirkung & medizinische Nutzung
Wegen der im Hohlzahn enthaltenen Gerbstoffe und Saponine wurde ein Tee aus den oberirdischen Pflanzenteilen früher manchmal als (schleimlösendes) Hustenmittel angewendet.
Frisch zerquetschte Blätter eigenen sich äußerlich als Kompresse bei Schwellungen und Hauterkrankungen.
Als Heilpflanze hat er heute aber nur noch historische Bedeutung.
👉 HINWEIS: Die Heilwirkungen und Anwendungen von Wild- und Wiesenkräutern sind vor allem in der Phytotherapie und Homöopathie anerkannt. Auf meinen Seiten gebe ich einen Überblick über die wichtigsten Pflanzen und ihre Eigenschaften. Wer sich tiefergehend mit der Heilkraft der Pflanzen beschäftigen möchte, findet hier meine Fachbücher-Empfehlungen.
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Essbarkeit & Verwendung in der Küche
Wurzeln: Sie sind vermutlich genießbar. Es deutet nichts auf unverträgliche Stoffe hin. Eine Nutzung als Streckmehl oder als Kaffeeersatz wäre im Frühjahr denkbar.
Blätter und Triebspitzen: Von Mai bis Oktober sind sie die Blätter verfügbar. Viele Quellen beschreiben sie als mild. Diese Einschätzung teile ich nicht und empfinde sie als bitter bis sogar sehr bitter. Wenn dieses Bitter nicht stört, sind sie sicher als Beigabe (für mich jedoch nicht als Grundlage) für verschiedene Salate nutzbar. Sie können auch Kräutertopfen/Kräuterquark beigegeben werden. Erwärmt kann man sie als Gemüsefüllungen, als Beigabe zu lasagneartigen Aufläufen, in Suppen sowie zu weiteren Gemüsegerichten und Kräuterpüree nutzen.
Blütenstängel: xxx
Blüten: Sie können von etwa Juni bis Oktober als essbare Dekoration genutzt werden.
Samen: Aus den Samen (reife ca. im Oktober) wurde früher ein zartbitteres Speiseöl gewonnen. Dafür wurden die Samen geschrotet und das Öl entweder ausgepresst oder das Pressgut in heißes Wasser eingelegt und das Öl abgeschöpft.
Geschmack: Der Grundgeschmack der Blätter ist bitter und leicht würzig. Die Blüten sind neutral bis süßlich im Geschmack.
Tauglichkeit für Grüne-Smoothies: Die Pflanze ist merklich bitter und sollte somit mit milden/neutralen Pflanzen wie Brennnessel, Labkraut und Vogelmiere gemischt werden.
👉 ANMERKUNG: Dies ist nur eine Auswahl von vielen möglichen Anwendungen. Auf meiner Seite findest du einfache und verständliche Informationen über verschiedene Pflanzen. Ich gebe dir keine Rezepte, aber hier kannst du viele tolle Wildkräuter-Kochbücher finden, wenn du gerne kochst.
Wenn du dich mehr für das Thema Survival-/Notnahrung interessierst, kann ich dir die Bücher und Kurse von Johannes „Joe“ Vogel empfehlen. Er ist ein Experte für das Leben in der Wildnis und zeigt dir, wie du dich vollständig aus der Natur ernähren kannst.
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Geschichtliches zu dieser Wildpflanze
Blütenökologisch handelt es sich um „Eigentliche Lippenblumen“. Die beiden Höcker auf der Unterlippe dienen als Kopfführung für Nektar suchende Besucher (vor allem Bienen und Hummeln). Am Ende der Anthese ist spontane Selbstbestäubung möglich.
Die Klausen sind die Diasporen und werden durch vorbeistreifende Tiere ausgestreut. Sie bleiben an den Borsten des Stängels und an den stacheligen Kelchzähnen hängen, die elastischen Stängel biegen sich, schnellen anschließend in die Ausgangslage zurück und schleudern die reifen Klausen dabei aus den Kelchen (Tierstreuer). Weidenmeise und Sumpfmeise sammeln die Klausen und legen in der Borke von Bäumen Vorräte an (Versteckausbreitung).
Der Gemeine Hohlzahn ist ein Kulturbegleiter. Das Auftreten des Gewöhnlichen Hohlzahns in prähistorischen Pflanzenfunden wird stets als Indiz für menschliche Landnutzung gewertet.
Videobeitrag zu „Gemeiner Hohlzahn“
Tipp: Im YouTube-Kanal von pflanzen-vielfalt.NET findest du eine Menge Videos, die die Bestimmung von vielen weiteren heimischen (essbaren) Wildkräutern, Bäumen und Sträuchern erleichtern.
Quellen und weitere Informationen
- Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen – von Steffen Guido Fleischhauer
- Essbare Wildpflanzen – 200 (essbare & gifte) Arten bestimmen und verwenden
- de.wikipedia.org – voll mit Wildkräuter & Wildpflanzen-Wissen
- www.biolib.de (Illustrationen von Wildkräutern und anderen Pflanzen)
- www.floraweb.de – Botanikseite vom Bundesamt für Naturschutz (BfN)
- viele weiter Webseiten & Bücher/Büchlein über essbare/giftige Wildpflanzen
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