Gewöhnliche Berberitze – Bestimmen, sammeln und verwenden
Steckbrief, Bilder & Beschreibung des Baumes/Strauches sowie seiner essbaren Teile und deren Nutzen für Ernährung und Gesundheit
Die Berberitzen (Berberis) sind eine Pflanzengattung aus der Familie der Berberitzengewächse (Berberidaceae). Bei manchen Autoren werden auch die Arten der Gattung Mahonien (Mahonia) zur Gattung Berberis gezählt. Berberitzen gehören mit, je nach Autorenauffassung, 400 bis 600 Arten zu den artenreichsten Gehölzgattungen überhaupt. Auf dieser Seite wird die, bei uns häufig zu findende, „Gewöhnliche Berberitze“ beschrieben. Früchte essbar / Rest giftig!
Informationskategorien zu diesem Baum/Strauch
Baum-Steckbrief „Gewöhnliche Berberitze“
Botanischer Name: Berberis vulgaris
Deutscher Name: Gewöhnliche Berberitze
Familie: Berberitzengewächse (Berberidaceae)
Gattung: Berberitzen (Berberis)
Art: Gewöhnliche Berberitze
Weitere Synonyme/Volksnamen: Sauerdorn, Gemeiner Sauerdorn, Essigbeere, Echte Berberitze; (Es gibt sehr viele weiter, jedoch nur sehr regional geltende, Volksnamen.)
Blüten & Blütenfarbe: Die Blüten sind gelbe, halbkugelig-glockige nektarführende Scheibenblumen.
Hauptblütezeit: April bis Juni;
Früchte/Samen: Scharlachrote längliche Beerenfrüchte;
Fruchtreife/Erntezeit: Herbst; (sind z. T. Wintersteher)
Vorkommen: Die Berberitze kommt in West-, Mittel- und Südeuropa natürlich vor, nicht aber auf den britischen Inseln und Skandinavien. Nach Osten reicht die Verbreitung bis zum Kaukasus.
Verbreitungsschwerpunkt: Bevorzugt kalkhaltige, trockene bis mäßig feuchte Standorte sowohl im Licht als auch im Halbschatten. Sie bevorzugt Waldränder, Gebüsche, lichte Auen.
Wuchsform: Strauch;
Wuchshöhe: bis 3 Meter
Typisch: 1-7 teilige Dornen an den Zweigen, Blätter sommergrün, 2-6 cm lang, fein stachelig gezähnt.
Rinde/Borke: Die Rinde ist äußerlich gelbbraun bis grau, innerlich leuchtend gelb.
Sammelgut/essbare Teile: Früchte, Blätter; ACHTUNG: Mit Ausnahme der Beeren ist die ganze Pflanze giftig, besonders die Wurzel; der Alkaloidgehalt von zirka 15 Prozent ist in der Wurzelrinde am größten. Die Beeren sind genießbar, auch das Fruchtfleisch und die Samen dieser Berberitzen-Art enthalten keine Alkaloide.
Energiereiche Teile: xxx
Inhaltsstoffe: In den Früchten: Carotinoide, Fruchtsäuren, Oxalsäure, viel Vitamin C, Zucker und Pektin.
Prozessierung: Früchte können roh gegessen werden, werden jedoch in der Regel verarbeitet.
Verwechslungsgefahr: Thunbergs Berberitze (Berberis thunbergii). Unterscheidung: Blätter nur 1 – 2 cm lang und fast ganzrandig. 2 – 4 Früchte beieinander. Diese Früchte sind giftig!
Bestimmung/Beschreibung des Baumes
Erscheinungsbild: Es handelt sich um einen sommergrünen, mit Blattdornen bewehrten Strauch, der Wuchshöhen von 1 bis 3 Metern erreicht. Die Zweige weisen ein- bis siebenteilige Dornen (umgewandelte Blätter der Langtriebe) auf, aus deren Achseln Laubblätter an Kurztrieben entspringen.
Blätter: An der Sprossbasis werden drei- und mehrteilige, an der Sprossspitze nur einteilige Dornblätter ausgebildet. An Schösslingen lässt sich anhand von Übergangsblättern die Entstehung der Dornblätter aus normalen Laubblättern verfolgen. Die Rinde ist äußerlich gelbbraun bis grau, innerlich leuchtend gelb.
Blüte: Die Blüten sind gelbe, halbkugelig-glockige nektarführende Scheibenblumen. Sie finden sich in bis zu dreißigblütigen hängenden traubigen Blütenständen, die sich als Langtriebe endständig an Kurztrieben befinden. Die Blüten besitzen sechs gelbe, kelchartige Perigonblätter, sechs ebenfalls gelbe, kronblattartige Nektarblätter mit basalen Nektardrüsen und, vor diesen stehend, sechs Staubblätter mit klappig aufspringenden Staubbeuteln. Vor dem Abblühen erfolgt auch spontane Selbstbestäubung. Der intensive spermatische Geruch der Blüten wird von manchen als unangenehm empfunden. Die Blütezeit reicht von Mai bis Juni.
Früchte/Samen: Die Früchte sind scharlachrote, bis zu einen Zentimeter lange Beeren. Diese sind genießbar, aber durch den Gehalt an sechs Prozent Äpfelsäure und anderen Fruchtsäuren sehr sauer. Die ab August roten Früchte sind z. T. Wintersteher, es findet Verdauungsverbreitung der Samen durch Vögel statt. In den Früchten werden ein oder zwei Samen ausgebildet, selten befinden sich mehr als zwei Samen in einer Frucht.
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Heilwirkung & medizinische Nutzung
In der Volksheilkunde wird die Berberitzenwurzel unter anderem bei Leberfunktionsstörungen, Gallenleiden, Gelbsucht und Verdauungsstörungen angewandt. Das Isochinolinalkaloid Berberin, das nach Berberis vulgaris benannt wurde, ist für die gelbliche Färbung der Berberitzenwurzel (Radix Berberidis) als auch für einige der Hauptwirkungen der Droge verantwortlich. Berberin stellt einen aussichtsreichen Stoff für die Arzneimittelforschung dar, etwa durch seine beobachtete lipid- und blutzuckersenkende Wirkung. In einer Beigabe von bis zu 20 % Berberitzenwurzelrinde zu Leber- oder Gallen-Tees wirkt Berberitzenwurzelrinde akuten Bauchspeicheldrüsenentzündungen entgegen.
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Essbarkeit & Verwendung in der Küche
ACHTUNG: Mit Ausnahme der Beeren ist die ganze Pflanze giftig, besonders die Wurzel; der Alkaloidgehalt von zirka 15 Prozent ist in der Wurzelrinde am größten. Die Beeren sind genießbar, auch das Fruchtfleisch und die Samen dieser Berberitzen-Art enthalten keine Alkaloide.
Blätter: In kleinen Mengen kann man junge Blätter (von April bis Mai) in Salate und Suppen beigeben. Übermäßiger Genuss kann bei empfindlichen Personen zu Durchfall führen.
Blüten: xxx
Früchte: Die roten Früchte der Berberitze sind weitgehend frei von Berberin und Berbamin und daher essbar. Sie sind sehr vitaminreich und schmecken säuerlich. Traditionell werden sie in Europa zur Konfitürenbereitung genutzt. Getrocknet werden sie wie Rosinen z. B. in Müsli gegessen. Die Beeren der Berberitze werden in orientalischen Ländern, vor allem im Iran zum Kochen verwendet. Dort werden sie vor allem zum süß-sauren Würzen von Reis (z. B. Sereschk Polo – „Berberitzenreis“), aber auch von Fisch und Braten verwendet. Allein in der Region Chorasan, dem Zentrum des Anbaugebietes im Nordosten des Iran, werden pro Jahr etwa 4500 Tonnen Früchte geerntet. Die kernlose Sorte ‘Asperma’ wird in dieser Provinz seit etwa 200 Jahren kultiviert.
Geschmack: Der Geschmack der Früchte ist zitronenartig, die Blätter erinnern an Sauerampfer.
Tauglichkeit für Grüne-Smoothies: Die Früchte eigen sich gut als Beigabe und können frisch wie getrocknet mitgemixt werden. Auch wenn die Blätter als „in kleinen Mengen“ nutzbar beschrieben werden, sehe ich persönlich von einer Verwendung ab.
👉 HINWEIS: Die Pflanzenwelt bietet viele Möglichkeiten für die Ernährung und Gesundheit. Auf meiner Seite kannst du dich über die wichtigsten Bäume & Sträucher informieren und lernen, wie du sie erkennst und nutzt. Kochrezepte findest du hier nicht, aber dafür gibt es viele empfehlenswerte Bücher über Wildkräuter-Küche.
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Eigenschaften & Verwendung des Holzes
Das harte Holz wird für Einlege- und Drechselarbeiten verwendet.
Geschichtliches zu diesem Baum
Die Nektar sammelnden Insekten, Fliegen, Hautflügler und Käfer besuchen die waagrecht bis schräg abwärts gerichteten und dadurch vom Regen geschützten Blüten. Im ungereizten Zustand sind die Staubblätter von den konkaven Kronblättern völlig umhüllt. Saugt nun ein Insekt am Grunde der Blüte den Nektar auf, wird das Staubblatt gereizt und schlägt mit der geöffneten Anthere auf den Kopf des Tieres. In der Regel verlässt das Insekt hierauf die Blüte und besucht eine andere, dort bleibt der Pollen am klebrigen Rand der als Scheibe auf dem Fruchtknoten sitzenden Narbe hängen und bewirkt die Fremdbestäubung. Bei ausbleibendem Insektenbesuch berühren beim Verwelken der Blüte die Antheren von allein die Narben, dadurch kommt es zur Selbstbestäubung.
Einer Studie zufolge ist Berberis vulgaris in der Lage, bei einem Insektenbefall durch die Sauerdorn-Bohrfliege (Rhagoletis meigenii) befallenen Samen abzutöten. Dabei unterscheidet die Pflanze sogar zwischen Früchten mit einem oder zwei Samen. Nur bei befallenen Früchten mit zwei Samen wird vorbeugend einer abgetötet, um die Larve der Bohrfliege an der Entwicklung und dem unweigerlichen Auffressen beider Samen zu hindern. Ist nur ein Same in der befallenen Frucht angelegt, unterbleibt das Abtöten des Samens, um die Chance zur Fortpflanzung zu nutzen, falls die Larve aus anderen Gründen absterben sollte.
Die giftigen Hauptwirkstoffe sind etwa 1–3 Prozent Berberin, weiterhin Jatrorhizin, Palmatin, Columbamin, Isotetrandin und Magnoflorin.
Vergiftungserscheinungen sind: Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Nierenreizung, Nephritis. Nach Literaturangaben waren vorwiegend Ein- bis Fünfjährige in den Monaten Mai bis Januar betroffen, nur bei 10 Prozent der Kinder traten Symptome im Magen- und Darmbereich auf.
Videobeitrag zu „Gewöhnliche Berberitze“
Weitere Bestimmungsvideos für die Gewöhnliche Berberitze findest du auf dem YouTube-Kanal von pflanzen-vielfalt.NET. Begleite diesen Baum/Strauch durch die Jahreszeiten und lerne ihn anhand der Blätter, Blüten und Früchte ganzjährig zu bestimmen. Auch viele weitere heimische (essbare) Wildpflanzen, Bäume und Sträucher werden für Bestimmung und Nutzung näher gebracht.
Quellen und weitere Informationen
- Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen – von Steffen Guido Fleischhauer
- Essbare Wildpflanzen – 200 Arten bestimmen und verwenden
- Kosmos-Baumführer – 370 Bäume und Sträucher (Mitteleuropa)
- de.wikipedia.org – voll mit Baum & Strauch-Wissen
- www.biolib.de (Illustrationen von Bäumen & Sträuchern)
- www.baumkunde.de – Baumarten Datenbank
- www.floraweb.de – Botanikseite vom Bundesamt für Naturschutz (BfN)
- viele weiter Webseiten & Bücher/Büchlein über Bäume und Sträucher
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