Grau-Erle – Bestimmen/Erkennen, sammeln und verwenden
Steckbrief, Bilder & Beschreibung des Baumes/Strauches sowie seiner essbaren Teile und deren Nutzen für Ernährung und Gesundheit
Die Erlen bilden eine Pflanzengattung in der Familie der Birkengewächse (Betulaceae). In der Gattung der Erlen werden (je nach Autorenauffassung) etwa 35 Arten unterschieden. In Mitteleuropa sind drei Arten heimisch: die Grün-, die Grau- und die Schwarz-Erle. Auf dieser Seite wird die „Grau-Erle“ beschrieben. Essbar/essbare Teile!
Informationskategorien zu diesem Baum/Strauch
Baum-Steckbrief „Grau-Erle/Weiß-Erle“
Botanischer Name: Alnus incana
Deutscher Name: Grau-Erle
Familie: Birkengewächse (Betulaceae)
Gattung: Erlen (Alnus)
Art: Grau-Erle
Weitere Synonyme/Volksnamen: Weiß-Erle;
Blüten & Blütenfarbe: Blüht lange vor der Laubentfaltung. Männliche Kätzchen endständig, schon im Vorjahr angelegt, frei überwinternd, erblüht ca. 7-10 cm lang. Weibliche Blütenstände in den Blattachseln, nur 3-5 mm groß.
Hauptblütezeit: Februar bis März;
Früchte/Samen: Graubraune Fruchtzapfen, 13-16 mm lang mit schmal geflügelten Nußfrüchten.
Fruchtreife/Erntezeit: Früchte ab September.
Vorkommen: Das natürliche Verbreitungsgebiet der Grau-Erle erstreckt sich in Europa über Nord-, Mittel- und Osteuropa. Im Süden reicht ihr Verbreitungsgebiet bis zu den Seealpen und zum nördlichen Apennin und weiter östlich bis zum Balkangebirge und zum Kaukasus.
Verbreitungsschwerpunkt: Sie gedeiht an Gebirgsbächen und -flüssen, am Auwald- und Augebüschrand, an Hangvernässungen und Hangrutschungen. Die Art verträgt eine große Vielfalt von Klimabedingungen und gedeiht auch außerhalb ihres natürlichen Verbreitungsgebiets gut, so im atlantischen Mitteleuropa. Sie ist frostbeständig und wird durch Spätfrost nicht geschädigt. Sie ist weitgehend unempfindlich gegen Hitze und Dürre. Sie bevorzugt gut mit Wasser versorgte Standorte, meidet nasse, schlecht durchlüftete Böden, erträgt aber zeitlich begrenzte Überschwemmungen. Sie bevorzugt neutrale oder leicht basische kalkhaltige und nährstoffreiche Sand-, Schotter- und Kiesböden, sie gedeiht jedoch schlecht auf sauren Böden.
Wuchsform: Baum (kann aber auch Strauchförmig wachsen);
Wuchshöhe: 10 bis 15 Meter (selten bis zu 25 Meter)
Typisch: Weißgraue Borke. Die kürzer gestielten Fruchtstände und meist spitzen Blätter unterscheiden die Grau- von der Schwarz-Erle (deren Blätter häufig an der „Spitze“ gebuchtet sind).
Rinde/Borke: Die Rinde der Weißerle ist anfangs hellgrau und wird mit zunehmenden Alter silbergrau und stark rissig, ohne aber eine Borke zu bilden.
Alter: ca. 80 bis 120 Jahre;
Sammelgut/essbare Teile: Blätter, unreife Früchte;
Energiereiche Teile: xxx
Inhaltsstoffe: In Rinde und Blätter: Gerbstoffe, Flavonoide, Steroide;
Prozessierung: Alle Teile sehr bitter, verzehr dennoch roh in kleinen Mengen möglich (jedoch nicht nötig – gibt genug Alternativen 😉.)
Verwechslungsgefahr: mit Gattungsmitgliedern, besonders mit der Schwaz-Erle; Die Schwarz-Erle hat jedoch, statt einer spitzen Blattspitze 😉 eher eine Bucht denn eine Spitzte. Weiter Unterscheidungsmerkmale werden weiter unten angeführt. 👉 Hinweis: Hier findest du Grau- und Schwarz-Erle im direkten Vergleich in Wort und Bild.
Bestimmung/Beschreibung des Baumes
Erscheinungsbild: Die Grau-Erle ist eine sommergrüne Baumart und erreicht eine Höhe von 10 bis 15, maximal 25 Metern, sowie einen Stammdurchmesser von bis zu 40 Zentimetern. Sie ist ein- oder mehrstämmig, reich verzweigt mit dichter Krone, kann aber auch strauchförmig wachsen. An ärmeren Standorten bleiben die Stämme kurz, werden krumm oder drehwüchsig und es bilden sich häufig Klebäste. Junge Zweige sind graugrün bis rötlich braun, an den Spitzen deutlich behaart und mit kleinen, rotbraunen Korkporen besetzt.
Blätter: Die Laubblätter sind wechselständig angeordnet und haben 2 bis 3 Zentimeter lange Blattstiele. Die Blattspreite ist eiförmig bis elliptisch mit doppelt gesägtem Blattrand und besitzt 8 bis 12 Nervenpaare. Die Blattoberseite ist dunkelgrün, die Unterseite graugrün und bei jungen Blättern grau-filzig behaart. Die Blattbasis ist rundlich oder etwas herzförmig, der Apex ist zugespitzt. Die Blattspreite wird 4 bis 10 Zentimeter, selten bis 12 Zentimeter lang und 3 bis 7 Zentimeter, selten bis 9 Zentimeter breit. Größe und Blattform variieren jedoch stark. Die Blätter werden im Herbst noch grün abgeworfen. Es werden zwei behaarte Nebenblätter gebildet, die früh abgestoßen werden.
Blüte: Die Grau-Erle ist wie alle Erlen windblütig und einhäusig. Die Blüten sind eingeschlechtig und in kätzchenförmigen Blütenständen zusammengefasst. Selten kommen Blütenstände mit männlichen und weiblichen Blüten oder zwittrige Blüten vor. Die Grau-Erle blüht von Februar bis März etwa drei Wochen vor der Schwarz-Erle, was die Entstehung von natürlichen Hybriden erschwert. Die Samen werden etwa zwei Monate nach der Bestäubung gebildet. Die Anlage der Blütenstände erfolgt im Herbst, sie überwintern ohne Knospenschuppen zu bilden und beginnen noch vor dem Austreiben der Blätter zu blühen.
Die männlichen Kätzchen hängen in Gruppen von drei bis fünf mit weich behaarten Stielen an Zweigspitzen. Sie sind zuerst bräunlich, 7 bis 9 Zentimeter lang und haben dunkelbraune Tragblätter, die häufig in der Mitte mit einem dunklen Fleck versehen sind.
Als weibliche Blütenstände werden an den Blattachseln sitzende oder fast sitzende Kätzchen gebildet, die eine Länge von 4 bis 15 Millimetern erreichen. Sie sind rötlich braun und setzen sich aus bis zu acht dicht behaarten Teilblütenständen zusammen, die sich zu kleinen, eiförmigen Zapfen mit einer Länge von 13 bis 16 Millimetern und einem Durchmesser von etwa 10 Millimeter auswachsen.
Früchte/Samen: Die Zapfen reifen in der zweiten Septemberhälfte und haben dunkle, verholzte Schuppen mit schmaler Basis und breitem Apex (Vegetationskegel). Als Diasporen werden zahlreiche 3 bis 4 Millimeter lange, mit einem Flügelrand versehene, einsamige Nussfrüchte gebildet. Die reifen, mit einem schmalen Flügelsaum versehenen Früchte fallen während der Wintermonate aus den Zapfen und werden durch Wind (Anemochorie) und Wasser (Hydrochorie) verbreitet.
Unterscheidung von der Schwarz-Erle
Die Grau-Erle lässt sich von den beiden anderen mitteleuropäischen Erlenarten durch die mehr oder weniger deutlich zugespitzten und an der Unterseite graugrünen Laubblätter unterscheiden. Die Blätter haben mit 8 bis 10 mehr Nervenpaare als die Schwarz-Erle mit 5 bis 8 Paaren, und die jungen Blätter sind nicht klebrig wie bei der Schwarz-Erle. Die weiblichen Kätzchen und die Zäpfchen sind im Gegensatz zur Schwarz-Erle kurzgestielt, die Zäpfchen sind kleiner. Die Rinde ist stets glatt und grau, worauf sich das lateinische Art-Epitheton incana bezieht, das ‚aschgrau‘ bedeutet. Hier findest du Grau- und Schwarz-Erle im direkten Vergleich in Wort und Bild.
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Heilwirkung & medizinische Nutzung
In der Naturheilkunde benutzt man von der Erle die Rinde der jungen Zweige und die Blätter. Sie enthalten viele Gerbstoffe, Flavonoide und Steroide. (Rinde und Blätter verwendete man deshalb früher auch zum Gerben.)
Die gewonnene Droge wirkt adstringierend, fiebersenkend, narbenbildend (wundheilend) und tonisch. Der Geschmack der ist bitter herb und adstringierend, der Geruch ist angenehm.
Die Erle wird in der Naturheilkunde innerlich und äußerlich angewendet. Sie wird eingesetzt bei: Angina, Halsweh, Hautgeschwür, Mund, Stillen, Schürfwunden, Wunden.
👉 HINWEIS: Bäume & Sträucher haben in der Pflanzenheilkunde und Homöopathie eine große Bedeutung. Sie können viele Beschwerden lindern oder heilen. Ich möchte dir auf meinen Seiten einen Überblick über die wichtigsten Pflanzen geben. Wenn du dich tiefer mit der Heilkraft der Pflanzen beschäftigen willst, gibt es viele gute Bücher dazu.
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Essbarkeit & Verwendung in der Küche
Blätter: Die Erle ist eine gerbstoffhaltige, bittere Pflanze, die sich, wenn überhaupt, nur in geringen Mengen als Beigabe für Gemüse und Feinschnittkräutermischungen sinnvoll nutzen lässt. Hierfür werden die ganz jungen (März bis Mai) Blätter genutzt. Diese sollten noch so weich sein, dass sie sich zwischen den Fingern zerreiben lassen.
Da es viele Pflanzen und Bäume gibt die wesentlich besser nutzbar sind, sollen folgende Beispiele nur zeigen, dass selbst wenig geeignete Vertreter Material für die menschliche Ernährung bieten können.
Es wird beschrieben dass sich die herben Blätter zu Gemüsechips, Bratling-Beigabe sowie Nuss- und Bittergemüse verarbeiten lassen. Getrocknet und vermahlen können sie als Streckung für Mehl genutzt werden. Sie eigenen sich auch als Bittergewürz in Kräuterölansätzen bzw. getrocknet als Vorratsgewürz.
Blüten: xxx
Früchte: Die unreifen, also noch weichen Früchte, können als Aromageber in Kräuteressig oder Kräuteröl eingelegt werden. Getrocknet und fein gemahlen dienen sie als Würze für Wildkräutersalz oder als Trockengewürz.
Geschmack: Bitter;
Tauglichkeit für Grüne Smoothies: Vergesst es, es gibt so viel anderes Grün da draußen 😉
👉 HINWEIS: Die Pflanzenwelt bietet viele Möglichkeiten für die Ernährung und Gesundheit. Auf meiner Seite kannst du dich über die wichtigsten Bäume & Sträucher informieren und lernen, wie du sie erkennst und nutzt. Kochrezepte findest du hier nicht, aber dafür gibt es viele empfehlenswerte Bücher über Wildkräuter-Küche.
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Eigenschaften & Verwendung des Holzes
Als Erlenholz wird sowohl das Holz der Grau-Erle als auch das Holz der Schwarz-Erle genutzt. Zwischen den beiden Holzarten bestehen keine nennenswerten physikalischen oder mechanischen Unterschiede. Das Holz der Grau-Erle wird jedoch weniger häufig verwendet, da sie selten nutzholztaugliche Dimensionen erreicht und die Stammform meist ungünstig ist. Nur unter optimalen Bedingungen, so im Baltikum und in Finnland, wächst sie zu gerad- und glattschäftigen, stärker dimensionierten Bäumen heran.
Eigenschaften: Erlenholz ist weich und von gleichmäßiger, feiner Struktur. Es hat eine Rohdichte von 550 kg/m³ bei einer Holzfeuchte von 12 bis 15 % und gehört damit zu den mittelschweren einheimischen Holzarten. Das Holz ist wenig fest und wenig elastisch und in diesen Eigenschaften vergleichbar mit Lindenholz. Der Witterung ausgesetzt oder bei Kontakt mir der Erde ist es wenig dauerhaft, zeigt aber unter Wasser verbaut eine ähnlich hohe Dauerhaftigkeit wie Eichenholz.
Bearbeitung: Das Holz ist einfach zu bearbeiten und kann mühelos gesägt, gemessert und geschält werden, es lässt sich gut fräsen, drechseln und schnitzen. Schrauben halten gut und es kann gut verleimt werden, jedoch ist das Holz wenig nagelfest und neigt beim Nageln zum Splittern. Die Oberflächenbehandlung wie Polieren, Beizen und Lackieren ist unproblematisch. Bei Kontakt mit Eisen entstehen bei Feuchtigkeit graue Verfärbungen, auch das Eisen selbst korrodiert. Auch verhält sich Erlenholz stark reaktiv in Kontakt mit Zement.
Verwendung: Das Holz wird als Brennholz genutzt und als Faserholz, zur Herstellung von Spanplatten, Spanholzformteilen und Faserplatten. Es liefert ein gutes Ausgangsmaterial zur Papierherstellung, wird aber auch für Drechslerarbeiten und zur Herstellung von Spielwaren und Holzschuhen eingesetzt. Die Erle liefert ein hochwertiges Blindholz für Möbel und Innenausbauten, aufgrund der guten Beizbarkeit wird Erlenholz auch zur Imitation von Edelhölzern verwendet. Aus Erlenholz werden spezielle Varianten von Holzkohle hergestellt, die als Zeichenkohle, Lötkohle und Laboratoriumskohle eingesetzt werden.
Geschichtliches zu diesem Baum
Die Hauptnutzung der Grau-Erle ist die Stabilisierung von Hängen und Böschungen, die Wildbachverbauung und die Bodenverbesserung nährstoffarmen Ödlandes. Sie wird auch zur Aufforstung von Braunkohle- und Abraumhalden eingesetzt. Man nutzt sie auch, um spätfrostgefährdete Arten zwischen den Grau-Erlen zu schützen.
In Skandinavien und in den rumänischen Ostkarpaten sind die männlichen Kätzchen und die Knospen der Grau-Erle im Winter die wichtigste Nahrung des Haselhuhns (Tetrastes bonasia). Pro Tag nimmt ein Haselhuhn etwa 50 Gramm an Kätzchen und Knospen zu sich.
Videobeitrag zu „Grau-Erle/Weiß-Erle“
Im YouTube-Kanal von pflanzen-vielfalt.NET findest du viele weitere Bestimmungsvideos die Grau-Erle. Mit Hilfe von kurzen Videos kannst diesen Baum/Strauch über seinen gesamten Lebenszyklus kennen lernen. Außerdem findest du im Kanal Videos, die die Bestimmung von vielen weiteren heimischen (essbaren) Wildkräutern, Bäumen und Sträuchern erleichtern.
Quellen und weitere Informationen
- Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen – von Steffen Guido Fleischhauer
- Essbare Wildpflanzen – 200 Arten bestimmen und verwenden
- Kosmos-Baumführer – 370 Bäume und Sträucher (Mitteleuropa)
- de.wikipedia.org – voll mit Baum & Strauch-Wissen
- www.biolib.de (Illustrationen von Bäumen & Sträuchern)
- www.baumkunde.de – Baumarten Datenbank
- www.floraweb.de – Botanikseite vom Bundesamt für Naturschutz (BfN)
- viele weiter Webseiten & Bücher/Büchlein über Bäume und Sträucher
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