
Acker-Rettich – Bestimmen/Erkennen, sammeln und verwenden!
Steckbrief, Bilder & Beschreibung der Wildpflanze sowie ihrer essbaren Teile und deren Nutzen für Ernährung und Gesundheit.
Die Rettiche bilden eine Pflanzengattung in der Familie der Kreuzblütengewächse (Brassicaceae). Es gibt, je nach Autorenauffassung, etwa drei Arten, die überwiegend im Mittelmeerraum beheimatet sind. Mit dem als Gewürz verwendeten Meerrettich (Armoracia rusticana) sind sie nicht näher verwandt. Auf dieser Seite wird, als ein bei uns (Österreich, Deutschland, Schweiz) wild wachsender Vertreter, der “Acker-Rettich” beschrieben. Essbar/essbare Teile!
Wildpflanzen-Steckbrief “Acker-Rettich”
Botanischer Name: Raphanus raphanistrum
Deutscher Name: Acker-Rettich
Familie: Kreuzblütler (Brassicaceae)
Gattung: Rettiche (Raphanus)
Art: Acker-Rettich
Weitere Synonyme/Volksnamen: Acker-Hederich, Hederich, Ackerrettich, Wilder Rettich;
Hauptblütezeit: Juni bis September;
Blütenfarbe: weiß oder auch blassgelb;
Blütenform/Anzahl: Kreuzblütler, 4 Blütenblätter;
Frucht-/Samenreife: erstreckt sich von August bis Oktober;
Vorkommen: Der Acker-Hederich ist ursprünglich im Mittelmeerraum verbreitet, wurde aber weltweit verschleppt. In Mitteleuropa ist er seit dem Neolithikum ein Kulturbegleiter (Archäophyt).
Verbreitungsschwerpunkt: Der Acker-Hederich kommt häufig in Unkrautfluren der Äcker und besonders der Getreidefelder, auch an Schuttplätzen vor. Er bevorzugt kalkarme Böden und zeigt Bodenversauerung an. Er wird auch als Gründüngung gesät.
Wuchshöhe: ca. 30 cm bis 60 cm;
Lebensdauer: einjährig;
Typisch: Blüten 1 – 2 cm groß, Kronblätter blassgelb oder weißlich mit dunklen “Adern”, Schotenfrucht zwischen den Samen “eingeschnürt” (erinnert an Perlenkette).
Sammelgut / essbare Teile: Wurzeln, Blätter, Triebspitzen, Fruchtschoten, Blüten, Samen;
Energiereiche Teile: Samen;
Inhaltsstoffe: Senfölglykoside, Vitamin C, Kalium, Eisen;
Nötige Ver-/Bearbeitung: kann roh verwendet werden (Rohkost-Tauglich);
Verwechslungsgefahr: mit dem Garten-Rettich (dieser hat schwammig aufgeblasene Früchte und bildet eine verdickte (knollige) Wurzel aus). Eine Verwechslung bliebe ohne Folgen denn auch der Garten-Rettich ist ungiftig und somit essbar/nutzbar.
Kräuter, Wildpflanzen & Baum-Wissen. Meine ❤️ Buchtipps aus den Bereichen Bestimmen & Sammeln | Küche & Rezepte | Medizin & Heilung
Bestimmung der Wildpflanze
Erscheinungsbild: Beim Acker-Rettich handelt es sich um eine einjährige krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 30 bis 60 Zentimetern erreicht. Die Wurzeln sind nicht, wie es bei anderen Rettich-Arten der Fall ist, fleischig verdickt. Die Stängel wachsen meist aufrecht, manchmal auch aufsteigend.
Blätter: Die Laubblätter sind im Umriss oval bis eiförmig, aber leierförmig fiederschnittig, wobei der Endabschnitt deutlich größer ist als die Seitenabschnitte. Die unteren Laubblätter, insbesondere die Grundblätter sind gestielt, die oberen Stängelblätter dagegen eher sitzend und ungeteilt.
Blüte: Die Blüten stehen in blattlosen endständigen Blütenständen. Die zwittrigen Blüten sind vierzählig. Die vier Kronblätter sind hellgelb oder (im südlichen Mitteleuropa vorherrschend) weiß mit violetten Adern. Die Blütezeit erstreckt sich von Mai bis Oktober (Hauptblütezeit Juni bis September).
Früchte/Samen: Die Früchte zerfallen in einsamige, nussartige Teilfrüchte. Es findet Selbstausbreitung und Menschenausbreitung statt und eine Zufallsausbreitung durch Kleinvögel und Rinder. Die Samen sind langlebig (20-30 Jahre) und ölreich (40-45 %). Die Gliederschoten besitzen tiefe Einschnürungen zwischen den Samen. Die Fruchtreife erstreckt sich von August bis Oktober.
Heilwirkung & medizinische Nutzung
Der Acker-Rettich scheint weder in Volks- noch Schulmedizin von Bedeutung zu sein. Zumindest konnte ich keine Aussagen (vertrauenswürdiger Quellen) über seine Nutzung in diesem Bereich finden. Inhaltsstoffe des Acker-Rettich finden sich jedoch (in höherer Konzentration) auch im Garten-Rettich. Dieser wird (Volks-)Medizinisch genutzt.
Heilwirkung des Garten-Rettich: Frischer Rettich bzw. der Presssaft daraus fördert die Gallen- und Magensaftsekretion und wirkt auch antimikrobiell. Bei empfindlichen Personen sind allerdings nach der Anwendung größerer Mengen durch die Senföle Reizungen der Magen- und Darmschleimhaut möglich.
Forschung/Studien: In einer Untersuchung wurde festgestellt, dass die Blätter des Acker-Rettichs (die Teil traditioneller, lokaler Mittelmeerdiäten sind) sowohl eine potentiell anti-Diabetes, als auch eine stimmungsaufhellende Wirkung (Serotonin-Wiederaufnahmehemmer) besitzen.
Bestätigte Wirkung laut Kommission-E
sekretionsfördernd im oberen Gastrointestinaltrakt, motilitätsfördernd, antimikrobiell;
Anwendungsgebiete laut Kommission-E
Dyspeptische Beschwerden besonders infolge Dyskinesien der Gallenwege, Katarrhe der oberen Luftwege;
👉 HINWEIS: Besonders in der Pflanzenheilkunde und Homöopathie werden Wild- und Wiesenkräuter viele verschiedene Heil- & Anwendungsbereiche zugeschrieben. Auf meinen Seiten werden Pflanzen in ihren Grundzügen vorgestellt und zugänglich gemacht. Wer sein Wissen um die Heilkräfte der Pflanzen vertiefen möchte, findet dazu eine Menge gute Literatur.
Meine bevorzugte Quelle für medizinisches Pflanzenwissen ist das Buch “Das große Buch der Heilpflanzen” von Apotheker M. Pahlow. In seinem Werk beschreibt Pahlow neben den Anwendungsbereichen von Schul-, Pflanzen- & Volksmedizin auch den Zugang der Homöopathie.
Essbarkeit & Verwendung in der Küche
Wurzeln: Die Wurzeln sind nicht, wie es bei anderen Rettich-Arten der Fall ist, fleischig verdickt. Sie kann im Frühjahr verwendet werden, weißt einen Rettichgeschmack auf, und kann klein geschnitten diverse Speisen schärfen.
Blätter und Triebspitzen: Die (besonders wenn noch jung, also etwa von April bis Juni) aromatischen Blätter und Triebspitzen können roh in Salate geschnitten oder klein gehackt in Kräutermischungen, Kräuterkäse, Saucen, Spinat, Gemüsesuppen und Eintöpfen genutzt werden.
Blüten: Knospige Blütenstände (inklusive ihrer zarten Blütenstängel, etwa im Juni) bieten, ähnlich wie Brokkoli-Röschen gedünstet, ein würziges Gemüse. Sie können jedoch auch roh für Salate genutzt werden. Die Blüten selbst eigenen sich, gezupft, als leicht würzende essbare Streudekoration.
Fruchtschoten: Junge zarte Fruchtschoten (etwa von Juni bis Juli zu ernten) können direkt roh gegessen werden (enthalten viel Wasser – können Durst stillen) oder aber, in Essig eingelegt, haltbar gemacht werden.
Samen: Etwa im September und Oktober lassen sich die reifen Samen ernten. Man kann diese zu einer senfartigen Paste vermahlen oder durch Pressung Speiseöl gewinnen. Die Samen kann man im Winter wie Kresse auf der Fensterbank keimen lassen und auch wie Kresse verwenden.
Geschmack: Die Pflanze schmeckt kresse-senfartig.
Tauglichkeit für Grüne-Smoothies: Die Pflanze ist merklich würzig/rettichartig und sollte deshalb nicht über das Würzmaß hinaus in den Smoothie. So eingesetzt kann sie jedoch, gepaart mit neutralem Grün (z.B.: mit den fast immer verfügbaren Grün von Feldsalat, Vogelmiere, Brennnessel, oder Labkraut), ein sehr interessantes Smoothie-Erlebnis bieten.
👉 HINWEIS: Natürlich gibt es viele andere Verwendungsmöglichkeiten. Auf meiner Seite werden Pflanzen in ihren Grundzügen vorgestellt und zugänglich gemacht. Rezepte fehlen sogar gänzlich. Für Küchen- und Kochbegeisterte gibt es eine Menge gute Wildkräuter-Kochbücher.
Wenn du dich für den Bereich Survival-/Notnahrung interessierst, möchte ich dir den Zugang und die Werke von Johannes “Joe” Vogel ans Herz legen. Dieser geht weit über die “normale” Kräuterbestimmung hinaus und zeigt eine Vollversorgung aus der Wildnis auf.
Wildkräuter – Bestimmen, Sammeln, Zubereiten: Rezepte für Pestos, Chutneys, Pizzen, Salate, Pasta-Gerichte, Gebäcke, Smoothies…
Geschichtliches zu dieser Wildpflanze
Blütenökologisch handelt es sich um „Nektar führende Scheibenblumen“. Die Blütenkronblätter besitzen in den violetten Adern Strichsaftmale und eine hohe UV-Reflexion. Schwebfliegen bevorzugen eindeutig die Formen mit gelben Blüten. Der aufrecht stehende Kelch verdeckt den zuckerreichen (55 %) Nektar. Der Acker-Hederich ist eine Bienenweide und selbststeril.
Die Samen sind langlebig (20-30 Jahre) und ölreich (40-45 %).
Trotz seines Namens bildet der Acker-Rettich keine verdickte Wurzel und ist kein Vorfahre des Garten-Rettichs (Raphanus sativus), sondern lediglich mit ihm verwandt.
Videobeitrag zu “Acker-Rettich”
👉 Tipp: Im YouTube-Kanal von pflanzen-vielfalt.NET findest du eine Menge Videos, die die Bestimmung von vielen weiteren heimischen (essbaren & giftigen) Wildkräutern, Bäumen und Sträuchern erleichtern.
Quellen und weitere Informationen
- Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen – die “Wildkräuter-Bibel” von Steffen Guido Fleischhauer
- Essbare Wildpflanzen – 200 (essbare & gifte) Arten bestimmen und verwenden
- de.wikipedia.org – voll mit Wildkräuter & Wildpflanzen-Wissen
- www.biolib.de (Illustrationen von Wildkräutern und anderen Pflanzen)
- www.floraweb.de – Botanikseite vom Bundesamt für Naturschutz (BfN)
- viele weiter Webseiten & Bücher/Büchlein über essbare/giftige Wildpflanzen
Mitmach-Projekt “QR-Bestimmung”
Bestimmungshilfe für “NEULINGE” durch Beschriftung von Wildpflanzen & Bäumen via QR-Codes. Ist es nicht etwas schönes sein Wissen und seine Bestimmungssicherheit mit anderen zu Teilen bzw. bei anderen Neugier auf Natur zu wecken? JA? – Dann bist du beim Mitmach-Projekt “QR-Bestimmung” genau richtig. Willkommen!
Mehr essbare & giftige Wildkräuter & Pflanzen
Essbare & giftige Wildpflanzen A-Z
Online Lexikon Hauptübersicht. Hier findest du ALLE beschriebenen (essbaren & giftigen) Wildkräuter, Wiesenkräuter, Wildblumen & Pflanzen auf einen Blick!