
Gänsefingerkraut – Bestimmen/Erkennen, sammeln und verwenden
Bilder & Beschreibung der Pflanze sowie ihrer essbaren Teile und deren Nutzen für Ernährung und Gesundheit
Das Gänsefingerkraut (Argentina anserina) ist eine Pflanzenart, die zur Unterfamilie der Rosoideae in der Familie der Rosengewächse (Rosaceae) gehört. Es ist in den gemäßigten Gebieten der Nordhalbkugel weitverbreitet. Essbar/essbare Teile!
Wildpflanzen-Steckbrief “Gänsefingerkraut”
Botanischer Name: Potentilla anserina
Deutscher Name: Gänsefingerkraut
Familie: Rosengewächse (Rosaceae)
Gattung: Argentina
Art: Gänsefingerkraut
Weitere Synonyme/Volksnamen: Anserine, Butterblume, Fingerkraut, Gänsegarbe, Gänsekraut, Gänseblümchen, Gänserich, Ganskraut, Krampfkraut, Silberkraut;
Hauptblütezeit: Mai bis August;
Blütenfarbe: Gelb;
Blütenform/Anzahl: einzelne, an langen Stielen stehenden, radiärsymmetrischen Blüten mit fünf Blütenblättern;
Frucht-/Samenreife: xxx;
Vorkommen: Das Gänsefingerkraut ist fast auf der ganzen Nordhalbkugel verbreitet. In Europa fehlt es nur in südlichen Teilen. Im Südosten reicht das Verbreitunggebiet bis zum Kaukasus, Libanon und Himalaja.
Verbreitungsschwerpunkt: Vor allem auf nährstoffreichen Wiesen (Gänseweiden), auf Äckern und an Wegrändern kommt das Gänsefingerkraut bestandsbildend vor. Es siedelt verbreitet in frischen Pionierrasen, an Wegen, Ufern, in Gänseangern, vor allem in Dörfern. Es bevorzugt dichten, feuchten, stickstoffreichen, lehmig-tonigen Boden und geht auch auf steinigen Untergrund.
Wuchshöhe: ca. 10 cm bis 20 cm mit bis zu 80 cm langen Ausläufern;
Typisch: Blätter unpaarig gefiedert mit 13-21 unterseist seidig-weißhaarigen Blättchen, Blüten einzeln auf langen Stielen;
Sammelgut/essbare Teile: Blätter, Blüten, Wurzeln;
Energiereiche Teile: Wurzeln;
Hauptsammelzeit: Juni bis August;
Inhaltsstoffe: Gerbstoffe, Bitterstoffe, Phytosterole, Schleimstoffe, Flavonoide, Cumarine, Cholin;
Nötige Ver-/Bearbeitung: kann roh verwendet werden (Rohkost-Tauglich);
Verwechslungsgefahr: ev. mit Blättern vom giftigen Rainfarn.
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Bestimmung/Beschreibung der Wildpflanze
Erscheinungsbild: Das Gänsefingerkraut ist eine kriechende, ausdauernde krautige Pflanze, die Wuchshöhen von nur 10 bis 20 Zentimetern erreicht. Sie bildet ein bis zu 20 Zentimeter langes Rhizom aus. Aus den Blattachseln sprießen bis zu 80 Zentimeter lange, kriechende Ausläufer, die an den Knoten Blattrosetten tragen und Wurzeln treiben.
Blätter: Die gestielten Grundblätter sind unterbrochen gefiedert und 7- bis 21-zählig. Die Blättchen sind auf der Oberseite spärlich behaart, auf der Unterseite silbrig seidenhaarig. Die Blätter biegen sich bei Trockenheit auf und reflektieren so Licht und vermutlich auch Wärme.
Blüte: Die einzeln an langen Stielen stehenden, radiärsymmetrischen und zwittrigen Blüten weisen einen Durchmesser von 1,5 bis 2 Zentimeter auf. Die fünf leuchtend gelben Kronblätter sind nicht ausgerandet. Die Blütezeit reicht von Mai bis September. Die Blüten sind nur bei Sonne völlig geöffnet. Die Kronblätter haben innen Saftmale im UV-Bereich, die für das menschliche Auge nicht erkennbar sind. Die Bestäubung erfolgt durch verschiedene Insekten. Vor dem Abblühen kommt es auch zur Selbstbestäubung.
Früchte/Samen: Je Blüte entstehen zahlreiche einsamige Nüsschen, die sich bei der Reife vom kegeligen Blütenboden ablösen.
Heilwirkung & medizinische Nutzung
Das Kraut wirkt adstringierend und hat eine schmerzstillende und durchfallhemmende Wirkung. Wissenschaftlich anerkannt ist die innerliche Anwendung von unspezifischen Durchfallerkrankungen, Bauch- und Unterleibsbeschwerden, auch bei schmerzhafter Menstruation, insbesondere wenn sie mit Krämpfen einhergeht. Außerdem zum Gurgeln bei Blutungen und Entzündungen der Mundschleimhaut.
Gesammelt und getrocknet zu Heilzwecken verwendet werden die Blätter während der Blütezeit von Mai bis August. Für einen Tee übergießt man zwei Teelöffel getrocknetes Kraut mit 250 ml kochendem Wasser und lässt den Aufguss 10–15 Minuten ziehen. Die Volksmedizin kennt auch das Kauen der Wurzel, beispielsweise bei Zahnfleischentzündung.
Trockenextrakt aus Gänsefingerkraut ist heute in standardisierten Arzneien wie Dragées und Teemischungen in der Apotheke erhältlich.
Gesicherte Wirksamkeit
- Leichte Durchfallerkrankungen
- Leichte Entzündungen von Mund- und Rachenschleimhaut, Halsschmerzen
Nebenwirkungen
Gerbstoffe können den Magen belasten. Bei Reizmagen könnte Gänsefingerkraut schwer verträglich sein.
👉 HINWEIS: Besonders in der Pflanzenheilkunde und Homöopathie werden Wild- und Wiesenkräuter viele verschiedene Heil- & Anwendungsbereiche zugeschrieben. Auf meinen Seiten werden Pflanzen in ihren Grundzügen vorgestellt und zugänglich gemacht. Wer sein Wissen um die Heilkräfte der Pflanzen vertiefen möchte, findet dazu eine Menge gute Literatur.
Meine bevorzugte Quelle für medizinisches Pflanzenwissen ist das Buch “Das große Buch der Heilpflanzen” von Apotheker M. Pahlow. In seinem Werk beschreibt Pahlow neben den Anwendungsbereichen von Schul-, Pflanzen- & Volksmedizin auch den Zugang der Homöopathie.
Essbarkeit & Verwendung in der Küche
Blätter und Triebspitzen: Die jungen Blätter (je älter je schwerer zu kauen) lassen sich kleingehackt in Kräutermischungen, Kräuterkäse, Salate oder Salatsaucen geben. Auch zur Teebereitung lassen sich die Blätter verwenden.
Blüten: Die Blütenblätter eignen sich als essbare Dekoration
Blütenstängel: xxx
Wurzeln: Von September bis ins Frühjahr werden die knollenartigen Wurzeln gesammelt. Man verzehrt sie roh (beispielsweise in Salate geraspelt) oder gegart zu Gemüseeintöpfen oder zur Backgemüse. Getroknet kann man sie zu Mehl mahlen.
Samen: xxx
Geschmack: Die Blätter schmecken leicht säuerlich und lassen sich (je ältere desto schwerer) schwer kauen. Die Wurzeln schmecken roh leicht nussig, gegart werden sie süßer.
Tauglichkeit für Grüne-Smoothies: Blätter (durch den Mixvorgang können auch ältere genutzt werden) sowie Wurzeln passen auch über das Würzmaß hinaus in den Smoothie.
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Geschichtliches zu dieser Wildpflanze
Das Gänsefingerkraut ist ein Kulturfolger, durch Verschleppung weltweit verbreitet und eine der häufigsten und am weitesten verbreiteten Pflanzenarten. Wegen ihrer Salztoleranz hat sich die Art in den letzten Jahrzehnten auch entlang der Ränder von Straßen, Autobahnen und Feldwegen stark ausgebreitet.
Das Gänsefingerkraut ist in den Kräuterschriften der Antike nicht zu finden. Das liegt wohl daran, dass es keine typische Mittelmeerpflanze ist, sondern seine Heimat in Mittel- und Nordeuropa hat. Im 15. Jahrhundert n. Chr. wird das Gänsefingerkraut in einem Kräuterbuch von Peter Schöffer erwähnt.
Videobeitrag zu “Gänsefingerkraut”
Auf dem Kanal von pflanzen-vielfalt.NET findest du noch mehr Bestimmungsvideos für das Gänsefingerkraut. Mit Hilfe von kurzen Videos kannst du diese Wildpflanze über ihren gesamten Lebenszyklus kennen lernen. Im YouTube-Kanal findest du außerdem Videos, die die Bestimmung von vielen weiteren heimischen (essbaren) Wildkräutern, Bäumen und Sträuchern erleichtern.
Quellen und weitere Informationen
- Enzyklopädie Essbare Wildpflanzen – von Steffen Guido Fleischhauer
- Essbare Wildpflanzen – 200 (essbare & gifte) Arten bestimmen und verwenden
- de.wikipedia.org – voll mit Wildkräuter & Wildpflanzen-Wissen
- www.biolib.de (Illustrationen von Wildkräutern und anderen Pflanzen)
- www.floraweb.de – Botanikseite vom Bundesamt für Naturschutz (BfN)
- viele weiter Webseiten & Bücher/Büchlein über essbare/giftige Wildpflanzen
Mitmach-Projekt “QR-Bestimmung”
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