Brennnessel – Große - essbar

Brennnessel - Große (Urtica dioica)
Brennnessel - Große

Große Brennnessel – Bestimmen/Erkennen, sammeln und verwenden

Steckbrief, Bilder & Beschreibung der Pflanze sowie ihrer essbaren Teile und deren Nutzen für Ernährung und Gesundheit

Die Brennnesseln (Urtica) bilden eine Pflanzengattung in der Familie der Brennnesselgewächse (Urticaceae). Sie kommen fast weltweit vor. Die Gattung Brennnesseln (Urtica) enthält etwa 45 Arten. Auf dieser Seite wird als ein Vertreter die “Große Brennnessel” beschrieben. Essbar/essbare Teile!

Wildpflanzen-Steckbrief “Große Brennnessel”

Botanischer Name: Urtica dioica
Deutscher Name: Große Brennnessel
Familie: Brennnesselgewächse (Urticaceae)
Gattung: Brennnesseln (Urtica)
Art: Große Brennnessel
Weitere Synonyme/Volksnamen: Donnernettl, Große Neddeln, Haarnessel, Hanfnessel, Tissel, Zingel;

Hauptblütezeit: Juli bis Oktober;
Blütenfarbe: unscheinbar grünlich oder bräunlich;
Blütenform/Anzahl: Blütenstand als Rispe, radiärsymmetrischen Blüten;
Frucht-/Samenreife: September bis Oktober;

Vorkommen: Die Große Brennnessel ist überall auf der Nordhalbkugel abseits der Tropen und arktischer Regionen heimisch. In Südeuropa und Nordafrika ist sie weniger verbreitet, doch regional gewöhnlich. In Nordamerika ist die Pflanze sowohl in Kanada als auch in den Vereinigten Staaten weit verbreitet und kommt in jeder Provinz bzw. jedem Staat vor (mit Ausnahme von Hawaii); auch im nördlichsten Mexiko ist sie zu finden. In den regenreichen Gebieten des Pazifischen Nordwestens ist sie besonders stark vertreten.
Verbreitungsschwerpunkt: Flußufer, Gärten, Schuttplätze, Wegränder, Saumbereich von Wäldern. Anzeiger für überdüngte Böden.

Wuchshöhe: bis zu 150 cm; (Einzelexemplare bis 300 cm)
Lebensdauer: mehrjährig (ausdauernd krautig);
Typisch: Brennhaare auf Blättern und Stielen. Wer die Brennesel berührt weiß das er sie gefunden hat :-), weiblicher Blütenstand hängen, männlicher Blütenstand abstehend, Endzahn der Blätter sehr lang;

Sammelgut/essbare Teile: Blätter, Blütenknospen, Samen;
Energiereiche Teile: Samen/Nüsschen;
Inhaltsstoffe: Kraut und Blätter enthalten zahlreiche Inhaltsstoffe, als wichtigste Skopoletin und β-Sitosterin, daneben 1 bis 2 % Flavonoide (Quercetin-, Kämpferolglykoside), 1 bis 4 % Silikate. Die Wurzel enthält zusätzlich 0,1 % eines spezifischen Lektins, des sogenannten „Urtica dioica Agglutins“. Der Brennsaft enthält Histamin, Acetylcholin und Serotonin. Die Pflanze ist reich an Vitaminen A und C, Eisen, Kalium, Mangan und Calcium.
Nötige Ver-/Bearbeitung: kann roh verwendet werden (Rohkost-Tauglich);

Verwechslungsgefahr: mit anderen Mitgliedern der Familie und mit Taubnesseln.

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Bilder & Fotos “Große Brennnessel”

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Bestimmung/Beschreibung der Wildpflanze

Erscheinungsbild: Die Große Brennnessel ist eine zweihäusige, ausdauernde krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 30 bis 300 Zentimeter erreicht. Der aufrechte, unverzweigte oder verzweigte Stängel ist stark kantig und hat einen Durchmesser von 3 bis 5 Millimeter. Über ihr kräftiges Rhizom bildet sie Ausläufer und kann so zu großen Horsten heranwuchern. Blätter und Stängel sind mit kieselsäureverstärkten Brennhaaren bewehrt. Daneben sind zusätzlich kurze, graue Borstenhaaren zu finden sowie kleine vierzellige Drüsenhaare, oft mit runden Perldrüsen an der Basis.

Blätter: Die Blätter stehen gegenständig, die Blattstiele sind in der Regel weniger als ein Drittel so lang wie die herzförmige, zugespitzte Spreite. Diese ist matt, oberseits dunkelgrün und unterseits behaart, zwischen 6 und 20 Zentimeter lang und 2 bis 13 Zentimeter breit. Der Blattrand ist gesägt, selten doppelt gesägt. Die linealisch-pfriemlichen Nebenblätter sind frei.

Blüten: Der Stiel des Tragblattes ist meist kürzer als der Blütenstand, eine Rispe. Die radiärsymmetrischen Blüten sind unscheinbar grünlich oder bräunlich. Die männlichen Blüten sind aufrechtstehend, das Perigon bis zur Mitte gespalten, der Zipfel am Ansatz am breitesten. Die weiblichen Blüten hängen oder sind zurückgebogen. Die äußeren Blütenhüllblätter sind linealisch bis schmal spatelförmig oder lanzettlich und 0,8 bis 1,2 Millimeter lang, die inneren Blütenhüllblätter sind eiförmig bis breit eiförmig, 1,4 bis 1,8 Millimeter lang und 1,1 bis 1,3 Millimeter breit. Der Fruchtknoten ist oberständig. Die Blütezeit reicht von Juli bis Oktober.

Samen/Früchte (Nüsschen): Die Frucht ist eine eiförmige bis breit eiförmige, 1 bis 1,3 (selten bis 1,4) Millimeter lang und 0,7 bis 0,9 Millimeter breite Nussfrucht. Die Samen haben ein Tausendkorngewicht von 0,14 Gramm und sind frostkeimend. Die Fruchtreife erfolgt von September bis Oktober, die Ausbreitung der Früchte erfolgt sehr vielseitig als Ballon- oder Flügelflieger, als Schwimmer oder auch als Anhafter im Tierfell.

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Heilwirkung & medizinische Nutzung

Als Heildroge werden frische oder getrocknete Brennnesselblätter (Urticae folium), getrocknetes Brennnesselkraut (Urticae herba) und getrocknete Wurzel (Urticae radix) verwendet. Sie werden als Tees, Extrakte oder Fertigpräparat angewandt.

Für die Blätter bzw. das Kraut ist bei innerer Anwendung ein leicht harntreibender Effekt belegt, innerlich wie äußerlich werden sie auch gegen rheumatische Erkrankungen eingesetzt. Extrakte der Wurzel werden zur Linderung von Miktionsbeschwerden in den Anfangsstadien der benignen Prostatahyperplasie gebraucht; welcher der enthaltenen Wirkstoffe dafür verantwortlich ist, ist noch unklar. In der Volksmedizin und der Homöopathie existieren noch weitere Nutzungen, deren Wirkung unbelegt ist.

Gesicherte Wirksamkeit

  • Arthritis (Blätter)
  • Durchspülungstherapie bei Nieren- und Blasenerkrankungen, Harnwegsentzündungen
  • Nierengrieß, vorbeugend (Blätter)
  • Prostatahyperplasie (BPH, Antischwellungswirkung) (Wurzel)
  • Rheumatische Beschwerden, begleitend (Blätter)

Nebenwirkungen und Gegenanzeigen
Gastrointestinale Beschwerden oder allergische Reaktionen wurden bei wenigen Personen nach der Einnahme beobachtet. Nach höherer Dosierung von Brennnessel-Pflanzensaft wurde über eine Neigung zu Durchfall berichtet.
Die Brennnessel sollte nicht bei Ödemen infolge eingeschränkter Herz- oder Nierentätigkeit eingesetzt werden.

👉 HINWEIS: Die Heilwirkungen und Anwendungen von Wild- und Wiesenkräutern sind vor allem in der Phytotherapie und Homöopathie anerkannt. Auf meinen Seiten gebe ich einen Überblick über die wichtigsten Pflanzen und ihre Eigenschaften. Wer sich tiefergehend mit der Heilkraft der Pflanzen beschäftigen möchte, findet hier meine Fachbücher-Empfehlungen.

Mein persönlicher Favorit für medizinisches Pflanzenwissen ist das Buch “Das große Buch der Heilpflanzen” von Apotheker M. Pahlow. In diesem Werk erklärt Pahlow nicht nur die Anwendungsbereiche von Schul-, Pflanzen- & Volksmedizin, sondern auch den homöopathischen Ansatz.

Essbarkeit & Verwendung in der Küche

Wurzeln: Sie werden als Droge (Tee) medizinisch genutzt.

Blätter und Triebspitzen: Als Frühjahrsgemüse werden die jungen Brennnesseltriebe wegen ihres hohen Gehalts an Flavonoiden, Mineralstoffen wie Magnesium, Kalzium und Silizium, Vitamin A und C (ca. 2x mehr Vitamin C als Orangen), Eisen, aber auch wegen ihres hohen Eiweißgehalts geschätzt. Die Brennnessel enthält in der Trockenmasse etwa 30 % Eiweißanteil.

Besondere Verbreitung fanden Brennnesselgerichte in Notzeiten, in denen Blattgemüse wie Spinat oder Gartensalat zugunsten nahrhafterer Pflanzenarten kaum angebaut wurden, und bei der armen Bevölkerung, da Brennnesseln auf Brachflächen und in lichten Wäldern reichlich gesammelt werden können. Eine weitere bekannte Zubereitungsart ist die Nesselsuppe. Den besten Geschmack haben die ersten, etwa 20 Zentimeter langen oberirdischen Pflanzenteile im Frühjahr oder bei größeren Pflanzen der oberste jüngste vegetative Bereich, die oberen zwei bis vier Blattpaare.

👉 Tipp: Der unangenehmen Wirkung der Nesselhaare kann man bei der rohen Verwendung für beispielsweise Salate entgegenwirken, indem man die jungen oberirdischen Pflanzenteile in ein Tuch wickelt und stark wringt, sie sehr fein schneidet (beispielsweise mit dem Wiegemesser), mit einem Nudelholz gut durchwalkt oder ihnen eine kräftige Dusche verabreicht. Kochen sowie kurz blanchieren für Brennnesselspinat sowie -suppe macht die Nesselhaare ebenfalls unschädlich. Auch durch das Trocknen der oberirdischen Pflanzenteile für die Teezubereitung verlieren sie ihre reizende Wirkung.

Blüten: Auch die Blütenstände können mit den Blättern gemeinsam genutzt werden. Sie finden also Einzug in Spinatgerichte, Salate, usw.

Samen: Es können unreife (etwa Juni bis August) wie reife (etwas September bis Oktober) Samen genutzt werden (Video-Tipp: Brennnesselsamen-Ernte). Geröstet und getrocknet sind die Samen als Trockengewürz verwendbar. Reife Samen können im Winter als Keimsaat frisches Grün bringen. Die Samen sind der energiereiche Teil der Pflanze. Um ihr fettes Öl für den Körper nutzbar zu mache, ist es nötig die Samen/Nüsschen aufzubrechen. Dazu werden diese entweder grünlich gekaut (im Mund gemahlen), oder aber mit Hilfsmitteln (Mörser, Steinen oder ähnlichem) zerstoßen/gemahlen.

Geschmack: Der Geschmack kann als „dem Spinat ähnlich, aber aromatischer“ beschrieben werden.

Tauglichkeit für Grüne-Smoothies: obwohl die Pflanze doch einen sehr merklichen Eigengeschmack aufweist, passt sie doch auch in größerer Menge in den Smoothie; Auf harntreibende Wirkung achten/denken (also nicht wundern wenn man öfter “Müssen” muss ☺).

👉 ANMERKUNG: Dies ist nur eine Auswahl von vielen möglichen Anwendungen. Auf meiner Seite findest du einfache und verständliche Informationen über verschiedene Pflanzen. Ich gebe dir keine Rezepte, aber hier kannst du viele tolle Wildkräuter-Kochbücher finden, wenn du gerne kochst.

Wenn du dich mehr für das Thema Survival-/Notnahrung interessierst, kann ich dir die Bücher und Kurse von Johannes “Joe” Vogel empfehlen. Er ist ein Experte für das Leben in der Wildnis und zeigt dir, wie du dich vollständig aus der Natur ernähren kannst.

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Geschichtliches zu dieser Wildpflanze

In der Kosmetikindustrie dienen aus der Brennnesselwurzeln oder -blättern erzeugte Bereitungen als Zusatz zu Shampoos, Haarwässern und Haarwuchsmitteln, da sie die Durchblutung des Haarbodens stärken.

Brennnesselabkochungen werden wegen der enthaltenen Kieselsäure gern als Pflanzenstärkungsmittel gegen saugende Insekten eingesetzt. Als Jauche werden Brennnesseln auch zum Düngen verwendet.

Das Kraut eignet sich (angewelkt oder als Heu) auch als Futter für Schweine, Rinder, Schafe, insbesondere für Geflügel. Kleingehackt sind Brennnesseln traditionell Bestandteil von Kükenaufzuchtfutter.

Lange Zeit gehörte die Brennnessel zu den Färbekräutern. Wolle kann man mit ihrer Wurzel, nach Vorbeizen mit Alaun, wachsgelb färben. Mit einer Zinnvorbeize, Kupfernachbeize und einem Ammoniak-Entwicklungsbad erzielen die oberirdischen Teile ein kräftiges Graugrün.

Videobeitrag zu “Große Brennnessel”

Große Brennnessel (Urtica dioica)

Auf dem Kanal von pflanzen-vielfalt.NET findest du noch mehr Bestimmungsvideos für die Große Brennnesssel. Mit Hilfe von kurzen Videos kannst du diese Wildpflanze über ihren gesamten Lebenszyklus kennen lernen. Im YouTube-Kanal findest du außerdem Videos, die die Bestimmung von vielen weiteren heimischen (essbaren) Wildkräutern, Bäumen und Sträuchern erleichtern.

Quellen und weitere Informationen

Mitmach-Projekt “QR-Bestimmung”

Bestimmungshilfe für “NEULINGE” durch Beschriftung von Wildpflanzen & Bäumen via QR-Codes. Ist es nicht etwas schönes sein Wissen und seine Bestimmungssicherheit mit anderen zu Teilen bzw. bei anderen Neugier auf Natur zu wecken? JA? – Dann bist du beim Mitmach-Projekt “QR-Bestimmung” genau richtig. Willkommen!

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