Nachtkerze – Gemeine - essbar

Nachtkerze - Gemeine (Oenothera biennis)
Nachtkerze - Gemeine

Gemeine Nachtkerze – Bestimmen/Erkennen, sammeln und verwenden

Steckbrief, Bilder & Beschreibung der Pflanze sowie ihrer essbaren Teile und deren Nutzen für Ernährung und Gesundheit

Die Nachtkerzen (Oenothera) sind eine Pflanzengattung innerhalb der Familie der Nachtkerzengewächse (Onagraceae). Die, je nach Autorenauffassung, etwa 120 bis 200 Arten sind ursprünglich in gemäßigten bis tropischen Gebieten in der Neuen Welt verbreitet. Bereits im 17. Jahrhundert wurden einige Arten als Zierpflanzen nach Europa eingeführt. Sie verwilderten und sind seitdem als Neophyten oder neu entstandene Arten und Formen Bestandteil der mitteleuropäischen Flora. Stellvertretend für die Nachtkerzen wird folgend die “Gemeine Nachtkerze (Oenothera biennis)”, beschrieben. Essbar/essbare Teile!

Wildpflanzen-Steckbrief “Gemeine Nachtkerze”

Botanischer Name: Oenothera biennis
Deutscher Name: Gemeine Nachtkerze
Familie: Nachtkerzengewächse (Onagraceae)
Gattung: Nachtkerzen (Oenothera)
Art: Gemeine Nachtkerze

Weitere Synonyme/Volksnamen: Gewöhnliche Nachtkerze, Nachtblume, Gelber Nachtschatten, Nachtschlüsselblume, Eierblume, Gelbe Rapunzel, Rapunzelsellerie, Härekraut, Rapontika, Rübenwurzel, Schinkenkraut, Schinkenwurz, Stolzer Heinrich, Weinblume oder Weinkraut und Hustenblume.

Hauptblütezeit: Juni bis September;
Blütenfarbe: gelb;

Vorkommen: Die ursprüngliche Heimat der Gemeinen Nachtkerze ist das östliche und zentrale Nordamerika.Die Gemeine Nachtkerze wurde ähnlich wie andere Nachtkerzenarten im 17. Jahrhundert als Zierpflanze nach Europa und andere gemäßigte Gebiete der Welt eingeführt.
Verbreitungsschwerpunkt: Als Standort benötigt die Gemeine Nachtkerze einen trockenen, nicht zu nahrhaften, aber möglichst kalkhaltigen Boden. In ganz Europa, Vorderasien und Ostasien ist sie an sogenannten Ruderalplätzen wie Wegrändern, Kies- und Sandgruben, Steinbrüchen und Schotterbänken zu finden.

Wuchshöhe: 80 cm bis 180 cm (selten bis 200 cm)
Typisch: Langer Stängel mit 3-8 cm großen, sich in der Abenddämmerung öffnenden, gelben Blüten.
Sammelgut/essbare Teile: Wurzeln, Blätter, Blütenstängel, Blütenknospen, Blüten, Früchte, Samen;
Energiereiche Teile: Wurzeln, Samen;
Inhaltsstoffe: In den Blättern: Flavonoide, Oenotherin, Schleimstoffe, Gerbstoffe, Zucker, Harz und Phytosterole. In den Samen: Öl & Fettsäuren.
Nötige Ver-/Bearbeitung: kann roh verwendet werden (Samen gut aufschließen (beißen, mörsern)

Verwechslungsgefahr: mit anderen Nachtkerzen-Arten; Bei uns findet sich besonders häufig die Rotkelchige Nachtkerze. Ihre Blüten sind größer, Stängel und Blütenstiele sind rot getupft, wobei der Stängel ist im oberen Teil manchmal durchgehend rötlich überlaufen ist, so dass man diese Tupfen nicht mehr sieht.

Und selbst die Gewöhnliche Nachtkerze kann “mit sich selbst verwechselt” werden. In der botanischen Systematik werden meist 13 Kleinarten zur Artengruppe oder Sammelart Oenothera biennis agg. (Aggregat = Sammelart) zusammengefasst, da diese sehr eng verwandt, einander sehr ähnlich und daher schwer zu unterscheiden sind. Bei ihnen handelt es sich um artgewordene Hybride.

Wer sich in das Thema “Nachtkerzen” vertiefen möchte, dem sei dieses Dokument empfohlen: Neuer Schlüssel und Atlas der Nachtkerzen Europas (GEFD-Arbeitsgruppe Oenothera)

 

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Bilder & Fotos “Gemeine Nachtkerze”

Wildpflanzen & Wildkräuter bestimmen mit Fotos (©) von pflanzen-vielfalt.NET. Die folgenden Bilder/Fotos zeigen dir die Pflanze im Jahres- bzw. Lebensverlauf und ermöglichen eine Bestimmung über den gesamten Zeitraum.

Bestimmung/Beschreibung der Wildpflanze

Erscheinungsbild: Die Gemeine Nachtkerze ist eine zweijährige krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 0,8 bis 1,8, bei idealem Standort bis zu 2 Meter erreicht. Sie bildet im ersten Jahr eine auf dem Boden aufliegende Blattrosette mit fleischiger Pfahlwurzel. Im zweiten Jahr erhebt sich daraus ein grüner oder im unteren Bereich rötlich überlaufer, ungetupfter Stängel, dieser ist einfach oder spärlich verzweigt und dicht bis spärlich behaart.

Blätter: Die grundständigen und wechselständig am Stängel verteilt stehenden Laubblätter sind sitzend oder kurz gestielt und hell- bis mittelgrün. Die Blattspreiten der Grundblätter sind 10 bis 30 Zentimeter lang und meist 2 bis 5 Zentimeter breit. Die Blattspreiten der Stängelblätter sind bei einer Länge von 5 bis 22 Zentimeter und einer Breite von meist 1,5 bis 5 (1 bis 6) Zentimeter schmal verkehrt-lanzettlich bis elliptisch mit spitzer bis zugespitzter Spreitenbasis und spitzem oberen Ende. Der Rand der Stängelblätter ist gezähnt bis fast glatt, oft gelappt in der Nähe der Spreitenbasis. Es sind ein roter Mittelnerv und undeutliche Seitennerven vorhanden.

Blütenstand und Blüte: In einem meist unverzweigten, dichten, ährigen Blütenstand an einer geraden, drüsig behaarten Blütenstandsachse stehen viele Blüten zusammen. In der Achsel eines Tragblattes sitzt je eine Blüte. Die Blütenknospen sind grün.

Die zwittrige Blüte ist radiärsymmetrisch und vierzählig mit doppelter Blütenhülle. Der Blütenbecher (Hypanthium) ist selten 2, meist 2,5 bis 4 Zentimeter lang. Auf ihm stehen die Kelch- und Kronblätter. Die vier grünen bis mehr oder weniger gelben, selten mehr oder weniger roten Kelchblätter sind meist 1,2 bis 2,2, selten bis zu 2,8 Zentimeter lang verwachsen und die nach unten gekrümmten Kelchzipfel sind 1,5 bis 3 Millimeter lang. Die vier Kronblätter sind meist 1,2 bis 2,5, selten bis zu 3 Zentimeter lang und 2,4 bis 3,5 Zentimeter breit. Die Kronblätter sind intensiv gelb und verfärben sich beim Verwelken orangefarben.

Frucht und Samen: Die junge Frucht ist mit Drüsenhaaren und spitzen Haaren bedeckt. Die sitzende, lokulizide Kapselfrucht ist bei einer Länge von 2 bis 4 Zentimeter und einem Durchmesser von 4 bis 6 Millimeter zylindrisch und mehr oder weniger gerade. Die Samen stehen in zwei Reihen je Fruchtfach. Die 1,1 bis 2 Millimeter großen, kantigen Samen besitzen eine braune bis fast schwarze und unregelmäßig genarbte Oberfläche.

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Heilwirkung & medizinische Nutzung

In der Naturheilkunde hat heute vor allem das Nachtkerzenöl eine Bedeutung. Dieses aus den Samen gewonnene Öl wird zur Behandlung und zur symptomatischen Erleichterung bei Neurodermitis innerlich eingesetzt. Es wird in der Naturheilkunde außerdem bei Asthma, Heuschnupfen, Bluthochdruck, Migräne und Rheuma angewendet. Das Nachtkerzenöl kann auch bei Menstruations- und Wechseljahrsbeschwerden genutzt werden um die Symptome zu lindern. Ein weiteres Einsatzgebiet stellt die Haustierpflege dar. Hautreizungen und Haarausfall können bei Fellproblemen ebenfalls mit dem Öl behandelt werden.

👉 HINWEIS: Die Heilwirkungen und Anwendungen von Wild- und Wiesenkräutern sind vor allem in der Phytotherapie und Homöopathie anerkannt. Auf meinen Seiten gebe ich einen Überblick über die wichtigsten Pflanzen und ihre Eigenschaften. Wer sich tiefergehend mit der Heilkraft der Pflanzen beschäftigen möchte, findet hier meine Fachbücher-Empfehlungen.

Mein persönlicher Favorit für medizinisches Pflanzenwissen ist das Buch “Das große Buch der Heilpflanzen” von Apotheker M. Pahlow. In diesem Werk erklärt Pahlow nicht nur die Anwendungsbereiche von Schul-, Pflanzen- & Volksmedizin, sondern auch den homöopathischen Ansatz.

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Essbarkeit & Verwendung in der Küche

Wurzeln: Die Wurzeln kocht man wie Schwarzwurzeln oder Pastinaken in Fleischbrühe; sie werden gelegentlich auch in Scheiben geschnitten und mit Essig und Öl angemacht. Geerntet werden die Wurzeln vom Herbst des ersten Jahres (Rosettenstadium) bis zum Frühjahr. Alte Sprichwörter behaupteten, dass ein Pfund der Nachtkerzenwurzel so viel Kraft gebe wie ein Zentner Ochsenfleisch. Die Gemeine Nachtkerze zählt deshalb bis heute zu den typischen Pflanzenarten des Bauerngartens, auch wenn sie heute meist nur als Zierpflanze angebaut wird.

Blätter: Blätter der noch nicht blühende Pflanze (etwa April bis Juni) kann man, fein geschnitten, roh in Salate geben oder zu Spinat dünsten.

Blütenstängel, Blütenknospen und Blüten: Junge Blütenstängel (etwa April bis Juni) können geschält roh gegessene oder als Pfannengemüse zubereitet werden. Blütenknospen können ebenfalls als Salatbeigabe genutzt werden, oder in Öl eingelegt als Antipasti dienen. Natürlich sind auch die Blüten selbst essbar und können somit als Dekoration für Salate und andere Gerichte genutzt werden.

Früchte: Die jungen (grünen), noch nicht zähen Früchte lassen sich im August und September wie die Blütenstängel verarbeiten und nutzen.

Samen: Aus den Samen lässt sich Öl gewinnen. Sie können auch in Gebäcken verarbeitet werden. Werden sie direkt “genascht” sollten sie gründlich gekaut werden um ihr energiereiches Öl verfügbar zu machen.

Geschmack: Die Pflanze ist relativ mild und kann somit auch in größeren Mengen verwendet werden. Die Wurzel erinnert an Schwarzwurzelgemüse.

Tauglichkeit für Grüne-Smoothies: Die Pflanze ist mild/neutral und kann deshalb, ähnlich wie das Grün der fast immer verfügbaren Pflanzen Brennnessel, Labkraut und Vogelmiere, auch in großer Menge Einzug in den Smoothie halten.

👉 ANMERKUNG: Dies ist nur eine Auswahl von vielen möglichen Anwendungen. Auf meiner Seite findest du einfache und verständliche Informationen über verschiedene Pflanzen. Ich gebe dir keine Rezepte, aber hier kannst du viele tolle Wildkräuter-Kochbücher finden, wenn du gerne kochst.

Wenn du dich mehr für das Thema Survival-/Notnahrung interessierst, kann ich dir die Bücher und Kurse von Johannes “Joe” Vogel empfehlen. Er ist ein Experte für das Leben in der Wildnis und zeigt dir, wie du dich vollständig aus der Natur ernähren kannst.

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Geschichtliches zu dieser Wildpflanze

Im Volksmund wird die Nachtkerze auch „Schinkenwurz“ genannt, da sich ihre Wurzeln beim Garen rötlich verfärben. Ihre weite Verbreitung in Europa ist vor allem auf ihren im 18. Jahrhundert und 19. Jahrhundert häufigen Anbau als Gemüsepflanze zurückzuführen. Alte Sprichwörter behaupteten, dass ein Pfund der Nachtkerzenwurzel so viel Kraft gebe wie ein Zentner Ochsenfleisch. Die Gemeine Nachtkerze zählt deshalb bis heute zu den typischen Pflanzenarten des Bauerngartens, auch wenn sie heute meist nur als Zierpflanze angebaut wird.

Zur Gewinnung des Nachtkerzenöls kann die Nachtkerze in ein- und zweijähriger landwirtschaftlicher Kultur angebaut werden. Bei einjährigem Anbau erfolgt die Aussaat in der ersten Aprilhälfte, bei zweijähriger Kulturdauer werden die feinen Samen im Hochsommer flach gesät. Die Nährstoffansprüche der Nachtkerze sind gering. Krankheiten und Schädlinge können die Ernte jedoch beeinträchtigen.

Das Öffnen der Blüten erfolgt häufig innerhalb weniger Minuten in einer fließenden Bewegung. Die Plötzlichkeit und Schnelligkeit des Aufblühens ist ansonsten bei keiner anderen in Mitteleuropa vorkommenden Pflanze zu beobachten. Sie ist deshalb in Botanischen Gärten und Schulgärten eine gelegentlich verwendete Demonstrationspflanze. Eine sich öffnende Blüte ist in der Regel noch geruchlos. Erst nach vollständiger Öffnung verbreitet sie einen intensiv süßlichen Duft, der mitunter als aufdringlich und fast stinkend empfunden wird. Die Narben sind am Blüteneingang den bestäubenden Insekten zugänglich.

Videobeitrag zu “Gemeine Nachtkerze”

Gemeine Nachtkerze (Oenothera biennis)

Noch mehr Informationen und Bestimmungsvideos zur Gemeinen Nachtkerze findest du im YouTube-Kanal von pflanzen-vielfalt.NET. Durch kurze (kommentierte) Videos kannst du den gesamten Lebenszyklus dieser Wildpflanze verfolgen. Außerdem kannst du viele weitere heimische (essbare) Wildkräuter, Bäume und Sträucher in ihrem Werden und Vergehen kennen und bestimmen lernen.

Quellen und weitere Informationen

Mitmach-Projekt “QR-Bestimmung”

Bestimmungshilfe für “NEULINGE” durch Beschriftung von Wildpflanzen & Bäumen via QR-Codes. Ist es nicht etwas schönes sein Wissen und seine Bestimmungssicherheit mit anderen zu Teilen bzw. bei anderen Neugier auf Natur zu wecken? JA? – Dann bist du beim Mitmach-Projekt “QR-Bestimmung” genau richtig. Willkommen!

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