Als Stiefmütterchen bezeichnet man eine Gruppe von Arten aus der Gattung der Veilchen (Viola) innerhalb der Familie der Veilchengewächse (Violaceae), die sich durch die gegenseitige Bedeckung der Blütenblätter auszeichnen: Das breite unterste Kronblatt, die „Stiefmutter“, bedeckt teilweise die seitlichen, die „Töchter“, und diese wiederum die beiden obersten, die „Stieftöchter“. Auf dieser Seite wird, als ein wildwachsender Vertreter, das "Wilde Stiefmütterchen" beschrieben. Essbar/essbare Teile!
Botanischer Name: Viola tricolor
Deutscher Name: Wildes Stiefmütterchen
Gattung: Veilchen (Viola)
Familie: Veilchengewächse (Violaceae)
Weitere Synonyme/Volksnamen: Ackerveilchen, Muttergottesschuh, Mädchenaugen, Schöngesicht, Feld-Stiefmütterchen, Liebesgesichtli;
Hauptblütezeit: April bis September;
Blütenfarbe: blau, gelb, blaugelb;
Vorkommen: Das Wilde Stiefmütterchen ist in weiten Teilen Europas verbreitet, es fehlt nur in den südlichsten und nördlichsten Regionen.
Verbreitungsschwerpunkt: Es wächst auf Wiesen, an Wegrändern und auf Brachflächen. Je nach Unterart gedeiht das Wilde Stiefmütterchen am besten auf sandigen, mageren Böden des Nordens (Dünen) und auf saurem Urgestein.
Wuchshöhe: ca. 10 cm bis 40 cm;
Typisch: Blüten einzeln, obere Kronblätter meist blau, untere gelb oder blaugelb, große, fiederspaltig gelappte Nebenblätter;
Sammelgut/essbare Teile: Wurzeln, Blätter, Triebe, Blüten;
Energiereiche Teile: xxx
Inhaltsstoffe: Bis 0,6% Salicylsäure, etwa 10% Schleimstoffe, bis 4,5% Gerbstoffe, etwa 1,5% Flavonoide, Cumarine, Vitamin C und E.
Nötige Ver-/Bearbeitung: kann roh verwendet werden (Rohkost-Tauglich);
Verwechslungsgefahr (mit Giftpflanzen): andere Stiefmütterchen-Arten und Veilchen;
Bilder folgen ☺
Erscheinungsbild: Das Wilde Stiefmütterchen ist eine einjährige bis mehrjährige krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 10 bis 40 Zentimetern erreicht. Diese Halbrosettenpflanze bildet keine unterirdischen Ausläufer. Die Stängel sind aufsteigend bis aufrecht und meist verzweigt.
Blätter: Die unteren Blätter sind herzförmig bis eiförmig, stumpf und gekerbt. Die Nebenblätter sind tief fingerförmig gelappt. Der Endabschnitt ist größer als die anderen. Er
ist lanzettlich und ganzrandig oder gekerbt.
Blüten: Die zwittrigen Blüten sind zygomorph und fünfzählig mit doppelter Blütenhülle (Perianth). Beim Wilden Stiefmütterchen sind gewöhnlich die oberen zwei Kronblätter
blauviolett, das untere gelb und die beiden seitlichen weiß oder auch blauviolett – also blüht es dreifarbig („tricolor“). Gleichzeitig kann man zum Blütenzentrum hin eine dunkle, strichförmige
Aderung sehen, die den Insekten – vor allem Hummeln und Bienen – als Orientierungshilfe bei der Nektarsuche dienen. Allerdings können auch bei dem nahe verwandten Acker-Stiefmütterchen (Viola
arvensis) die oberen Kronblätter violett überlaufen sein. Die Blütezeit reicht von Mai bis September. Blütenökologisch handelt es sich um Lippenblumen mit Streukegel vom Viola-Typ.
Samen/Früchte: Die Kapselfrüchte sind höchstens so lang wie der Kelch, kahl und aufspringend. Die Samen sind birnenförmig, gelb, mit kleinem Elaiosom.
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Als pharmazeutische Drogen dienen die getrockneten oberirdischen Teile der blühenden Pflanze (Stiefmütterchenkraut mit Blüten, Violae tricoloris herba cum flore).
Stiefmütterchenkraut mit Blüten verwendet man innerlich und äußerlich bei leichten, seborrhoischen Hauterkrankungen mit Schuppenbildung, Juckreiz, Milchschorf der Kinder, auch Akne. Auf welchen
Inhaltsstoffen die Wirkung beruhen könnte, ist bisher nicht bekannt; in der Volksmedizin gilt die Droge allgemein als „blutreinigend“ oder „stoffwechselanregend“. Auch bei rheumatischen
Beschwerden, Katarrhen der Atemwege und fieberhafte Erkältungskrankheiten wird die Droge traditionell genutzt. Entzündungshemmende und schleimlösende sowie den Hustenreiz lindernde Wirkungen
erscheinen von den Inhaltsstoffen (Salicylsäurederivate, Schleimstoffe) her plausibel. Die antimikrobielle Wirkung konnte für verschiedene Extrakte nachgewiesen werden.
Für den wässrigen Extrakt aus Stiefmütterchenkraut konnte in vitro (d. h. außerhalb eines lebenden Organismus) eine immunsuppressive Wirkung festgestellt werden, welche die Frage nach dem
möglichen Einsatz bei Erkrankungen, die mit einem überreaktiven Immunsystem einhergehen, stellen lässt. Hierzu gibt es bis dato aber keine weitere Forschung. Für die Tinktur aus Viola tricoloris
wurde eine schwach diuretische Wirkung beobachtet.
Als Zier- und Heilpflanze wird das Wilde Stiefmütterchen seit dem Mittelalter kultiviert und in Großbritannien seit 1810 gezüchtet.
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Wurzeln: Die Wurzeln können geröstet als eine Art Kaffeeersatz verwendet werden.
Blätter und Triebspitzen: Die jungen Blätter und Triebe lassen sich von März bis Juni roh in Salaten oder gegart als eindickende Zutat für Gemüsegerichte, Füllungen und Kräutersaucen verwenden. Ausgepresst nutzt man den Saft als Frischsaftgetränk oder fügt ihn Spirituosen oder Essigen hinzu.
Blütenstängel: xxx
Blüten: Von April bis September sind die wunderschönen Blüten verfügbar. Man erntet sie am besten unmittelbar nach dem Erblühen da sie hier am aromareichsten sind. Man kann sie
kandieren, gekocht zu Gelee verarbeiten oder in Teige für Süßgebäck einarbeiten. Sie eigen sich auch roh als essbare Dekoration oder als Aromageber für Essig und Tee.
Samen: xxx
Geschmack: Mild, salatartig und etwas aromatisch frisch.
Tauglichkeit für Grüne-Smoothies: Die Pflanze ist mild/neutral und kann (auch wenn der Pflückaufwand beachtlich ist) deshalb, ähnlich wie das Grün der fast immer verfügbaren Pflanzen Brennnessel, Labkraut und Vogelmiere, auch in großer Menge Einzug in den Smoothie halten.
✿ HINWEIS: Natürlich gibt es viele andere Verwendungsmöglichkeiten. Auf meiner Seite werden Pflanzen in ihren Grundzügen vorgestellt und zugänglich gemacht. Rezepte fehlen sogar gänzlich. Für Küchen- und Kochbegeisterte gibt es eine Menge gute Wildkräuter-Kochbücher.
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Der Name Stiefmütterchen wird im Volksglauben folgendermaßen gedeutet: Die fünf bunten Blütenkronblätter werden von fünf Kelchblättern getragen. Das unterste, große und stark gefärbte
Blütenkronblatt sitzt auf zwei Kelchblättern. Das ist die Stiefmutter. Links und rechts von ihr sitzen ihre zwei bunt gefärbten Töchter jeweils auf einem Kelchblatt. Die zwei oberen, meist
einfach violettfarbenen Blütenblätter stellen die zwei Stieftöchter dar. Sie müssen sich mit einem Kelchblatt gemeinsam begnügen.
In manchen Regionen ist man sich sicher, in der Blüte auch noch den Vater zu entdecken. Symbolisiert von Griffel und Narbe der Blüte sitzt er nämlich in der Mitte der Blüte von den Frauen seiner
Familie eingezwängt. Er kommt erst heraus, wenn Frau und Kinder ausgegangen sind, wenn nämlich die Blume verblüht ist und die Blütenblätter abgefallen sind. Deshalb spricht man im Volksmund bis
heute von „stiefmütterlicher Behandlung“, wenn jemand einen anderen Menschen vernachlässigt. Diese Symbolik wurde wie so oft nachträglich „erfunden“. Laut dem Etymologie-Duden bedeutet
Stief-(mutter, -vater, -sohn etc) schon bei den Germanen einfach ein Verwandtschaftsverhältnis. Eine schlechte Behandlung geht damit nicht automatisch einher. Stief- ist in der Bedeutung von
Stumpf, Rest usw. zu sehen und bezieht sich wohl eher auf die Größe der Pflanze.
Das Erscheinungsbild des Wilden Stiefmütterchens hat in Märchen, Sagen und Erzählungen seinen Niederschlag gefunden, so zum Beispiel in Theodor Storms Novelle Viola tricolor. In William
Shakespeares Komödie Ein Sommernachtstraum dient es als Liebestrank.
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