Gewöhnlicher Giersch (Aegopodium podagraria) ist eine Pflanzenart aus der Gattung Aegopodium in der Familie der Doldenblütler (Apiaceae). Sie ist die einzige in Europa vorkommende Aegopodium-Art. Giersch gilt bei Gärtnern als lästiges Unkraut; er wuchert und lässt sich wegen seiner unterirdischen Triebe nur schwer bekämpfen. Andererseits ist Giersch ein wohlschmeckendes Wildgemüse. Essbar/essbare Teile!
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Botanischer Name: Aegopodium podagraria
Deutscher Name: Gewöhnlicher Giersch
Gattung: Giersch (Aegopodium)
Familie: Doldenblütler (Apiaceae)
Weitere Synonyme/Volksnamen: Geißfuß, Zipperleinskraut, Zaun-Giersch, Geissfuss, Gemeiner Giersch, Dreifuß, Podagrakraut;
Hauptblütezeit: Juni bis Juli;
Blütenfarbe: weiß;
Blütenform/Anzahl: doppeldoldiger Blütenstand mit weißen fünfzähligen Blüten;
Frucht-/Samenreife: Sommer/Herbst;
Vorkommen: Der Giersch ist in fast ganz Europa und den gemäßigt-kontinentalen Gebieten des eurasischen Laubwaldgürtels verbreitet. In Nordamerika wurde er eingeschleppt.
Verbreitungsschwerpunkt: Er liebt stickstoffreiche Böden und tritt häufig in Gärten, schattig-feuchten Gebüschen und Wäldern auf.
Wuchshöhe: ca. 50 cm bis 90 cm;
Lebensdauer: mehrjährig;
Typisch: drei-kantige, gefurchte, kahle Stängel, länglich-eiformige, gezähnten Blätter, die meist in einer Dreiergruppe angeordnet sind;
Sammelgut/essbare Teile: Blätter, Blüten, Früchte;
Energiereiche Teile: Auch wenn die genutzten Teile nicht energiereich sind, ist der Giersch voll von wichtigen Stoffen.
Inhaltsstoffe: Kalium, Magnesium, Calcium, Mangan, Zink und Kupfer. Er enthält außerdem ein mehrfaches an Vitamin A, C und Eiweiß als der Kopfsalat.
Nötige Ver-/Bearbeitung: kann roh verwendet werden. Ältere Blätter ist nur mehr gekocht gut essbar.
Verwechslungsgefahr (mit Giftpflanzen): Im Gegensatz zu allen ungenießbaren, ähnlich aussehenden Pflanzen (Doldenblütler die sehr häufig giftig bis stark-giftig sind) haben die Blätter des Giersch einen drei-kantigen Stiel. Zusammen mit den typischen Blättern ist er - für mich - einer der wenigen Doldenblütler die ich nutzte, da er durch seine Merkmale gut zuzuordnen ist.
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Erscheinungsbild: Der Giersch wächst als ausdauernde krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von 30 bis 100 Zentimeter. Da der Giersch aus einem stark wuchernden Rhizom
entspringt, können die Ausläufer Kolonien bilden. Der kahle Stängel ist kennzeichnend kantig-gefurcht.
Blätter: Die wechselständig am Stängel angeordneten Laubblätter sind in Blattstiel und Blattspreite gegliedert. Die Blattspreite ist doppelt
dreizählig oder zweifach gefiedert. Die Fiederblätter sind eiförmig-länglich und besitzen einen gesägten Rand. Die Fiedern 1. Ordnung sind oft nur zweispaltig.
Blüte: Der doppeldoldige Blütenstand ist flach und 12- bis 25-strahlig. Es fehlen sowohl Hüllblätter als auch die Hüllchenblätter. Die unscheinbaren,
weißen Blüten sind zwittrig und fünfzählig. Die Blütezeit reicht meist von Juni bis Juli.
Früchte/Samen: Die ungeflügelte kümmelähnliche, zweiteilige Spaltfrucht, auch Doppelachäne genannt, ist bei einer Länge von 3 bis 4 Millimeter eiförmig.
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Der Trivialname Podagrakraut oder Zipperleinskraut weist darauf hin, dass Giersch als ein Mittel gegen Gicht galt. Er soll auch gegen Rheuma und Arthritis, krampflösend, entgiftend und blutreinigend wirken. Da keine Belege für die genannten Indikationen gefunden wurden, wird der Giersch in neuen Arzneibüchern nicht mehr aufgeführt.
Auch wenn die Schulmedizin, außer einer entwässernden Wirkung, dem Giersch keinen wissenschaftlichen Nutzen attestiert, spielt er dennoch eine wichtige Rolle In der Naturheilkunde. Die Liste der Anwendungsbereiche ist recht umfangreich. So soll der Giersch gegen/bei/für Blasenentzündung, Durchfall, Gicht, Hämorrhoiden, Ischias, Rheuma, Skorbut, Übergewicht, Verdauungsschwäche und bei schlecht heilenden Wunden helfen.
✿ HINWEIS: Besonders in der Pflanzenheilkunde und Homöopathie werden Wild- und Wiesenkräuter viele verschiedene Heil- & Anwendungsbereiche zugeschrieben. Auf meinen Seiten werden Pflanzen in ihren Grundzügen vorgestellt und zugänglich gemacht. Wer sein Wissen um die Heilkräfte der Pflanzen vertiefen möchte, findet dazu eine Menge gute Literatur.
Meine bevorzugte Quelle für medizinisches Pflanzenwissen ist das Buch "Das große Buch der Heilpflanzen" von Apotheker M. Pahlow. In seinem Werk beschreibt Pahlow neben den Anwendungsbereichen von Schul-, Pflanzen- & Volksmedizin auch den Zugang der Homöopathie.
Der Gewöhnliche Griesch enthält viel Kalium, Vitamin C, Karotin und Eisen. Da Giersch im Gegensatz zu den meisten Gemüsesorten über viele Monate zur Verfügung steht und nur geringe Ansprüche an Boden, Wasser und Lichtversorgung stellt, sicherte er beispielsweise während der Weltkriege vielen Menschen die Vitaminzufuhr.
Beim Sammeln ist eine Verwechslung mit ungenießbaren und giftigen Arten, wie Gefleckter Schierling oder Breitblättriger Merk, zu vermeiden. Giersch lässt sich gut am dreikantigen Blattstiel erkennen, wobei eine Kante abgerundet und die gegenüberliegende Seite konkav eingezogen ist.
Wurzeln: xxx
Blätter und Triebspitzen: Giersch kann als Salat oder Gemüse zubereitet werden. Als Salat eignen sich vor allem die jungen, kaum entfalteten Blätter. Rohe Blätter können auch in Aufstriche und Suppen gegeben werden. Nach der Blüte wird der Geschmack kräftiger und eine leicht abführende Wirkung kann eintreten. Durch das Entfernen der Blüten kann dies teilweise verhindert werden. Ältere Blätter eignen sich als Tee oder zum Kochen bzw. Dünsten.
Blütenstängel: Die bitteren Stiele sind zäh und sollten entfernt werden.
Blüten: Die aromatischen/würzigen Blüten kann man roh als essbare Dekoration oder als Zutat für Suppen, Saucen und Eintöpfe nutzen.
Früchte/Samen: Sie sind (etwa von Juli bis September) frisch oder getrocknet ein gutes Gewürz.
Geschmack: Giersch erinnert in Geruch und Geschmack ein wenig an Petersilie gemischt mit dem harzigen Aroma einer Mango, gekocht hingegen an Spinat.
Tauglichkeit für Grüne-Smoothies: auch wenn die Blätter einen deutlicher Petersiliengeschmack aufweisen können sie auch in größerer Anzahl Einzug in den Smoothie halten. Stängel (älterer Blätter) entfernen da bitter.
✿ HINWEIS: Natürlich gibt es viele andere Verwendungsmöglichkeiten. Auf meiner Seite werden Pflanzen in ihren Grundzügen vorgestellt und zugänglich gemacht. Rezepte fehlen sogar gänzlich. Für Küchen- und Kochbegeisterte gibt es eine Menge gute Wildkräuter-Kochbücher.
Wenn du dich für den Bereich Survival-/Notnahrung interessierst, möchte ich dir den Zugang und die Werke von Johannes "Joe" Vogel ans Herz legen. Dieser geht weit über die "normale" Kräuterbestimmung hinaus und zeigt eine Vollversorgung aus der Wildnis auf.
Der botanische Gattungsname Aegopodium leitet sich von griechisch αἴγειος = aigeos (für „von Ziegen“) und griechisch πούς-ποδός = pous-podos für Fuß ab und bezieht sich auf die Gestalt der Blätter, die an einen Ziegenfuß erinnern.
Der Giersch ist ein Hemikryptophyt. Mit unterirdischen Ausläufern verbreiten sich einzelne Pflanzen binnen weniger Jahre über große Flächen. Vegetative Vermehrung ist vorherrschend, sie erfolgt durch die weithin und tief kriechenden, weißen, brüchigen, unterirdischen Ausläufer, die eine Mindestlänge von 20 cm und einen Durchmesser von 2 mm erreichen. Er wurzelt bis 50 Zentimeter tief.
Bodennahe Blätter überdauern in milden Wintern; der Giersch ist damit teilwintergrün.
„Im Kampf gegen den Giersch zeigt sich die Vergeblichkeit des menschlichen Tuns.“ Auch wenn die Wurzeln gehackt werden, regeneriert sich die Pflanze meist schnell. Herkömmliche, für Haus- und Kleingärten zugelassene Herbizide sind gegen Giersch weitgehend wirkungslos, da sie nicht das gesamte Wurzelwerk vernichten. Nach etwa zwei Jahren Abdeckung sind die Pflanzen abgestorben – nicht jedoch die Samen. Giersch kann durch jahrelange regelmäßige Entfernung der Blätter so geschwächt werden, bis er abstirbt. Kartoffeln können den Giersch unterdrücken, da sie schneller wachsen und ihm Licht und Nährstoffe nehmen.
Weitere (kommentierte) Bestimmungsvideos für den Gewöhnlichen Giersch findest du auf dem YouTube-Kanal von pflanzen-vielfalt.NET. Begleite dieses Wildkraut durch die Jahreszeiten und lerne es anhand der Blätter, Blüten und Früchte ganzjährig zu bestimmen. Auch viele weitere heimische (essbare) Wildpflanzen, Bäume und Sträucher werden für Bestimmung und Nutzung näher gebracht.
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